Viennale’09: Monkey Business

Bevor ich über den Film schreibe muss ich etwas anderes loswerden, und zwar wie großartig das Filmmuseum in Wien ist. Alexander Horwath, der früher auch einige Jahre Direktor der Viennale war, leitet es mit Leidenschaft und Können. Das sieht man nicht nur anhand des Filmprogramms sondern auch am Ort selbst: Der Kinosaal ist der perfekte Black Cube.

Traditionellerweise läuft im Filmmuseum während der Viennale  eine Retrospektive. Manchmal sind die Programme eher sperrig, aber heuer gibt es was zu Lachen. „The Unquiet American. Transgressive Comedies from the U.S.“ heißt die Reihe, die von Jonathan Rosenbaum kuratiert wurde, und man sieht Screwball Comedies ebenso wie Buster Keaton, Bugs Bunny und Filme von John Waters.

Vorsicht: Manche mögen Teile der folgenden Kritik als Spoiler empfinden!

Also habe ich heuer meine Viennale im Filmmuseum begonnen, mit dem Film MONKEY BUSINESS von Howard Hawks. Cary Grant spielt einen zerstreuten Professor, der für eine Firma unter großem Druck nach der Formel für die ewige Jugend sucht. Seine Ehefrau ist Ginger Rogers, die ihn mit stoischer Gelassenheit erträgt. Es folgt eine Prämisse, die man aus THE NUTTY PROFESSOR mit Jerry Lewis kennt: Der Wissenschafter verjüngt sich im Selbstexperiment, was zu zahlreichen Pannen, Slapstickeinlagen und emotionalen Verwirrungen führt.

monkey business (1952)

Was mich nun so überrascht hat war das Ornamentlose von MONKEY BUSINESS. Bordet Jerry Lewis an allen Ecken und Enden über, so bleiben Cary Grant und der Film insgesamt stets schlicht, direkt und schnörkellos. Die Dialoge spielen Ping Pong in guter alter Screwballmanier, aber niemand schneidet Grimassen und macht einen für diesen Film unnötigen visuellen und akustischen Lärm. Dadurch gibt die Geschichte den Blick frei auf ihren tieferen Sinn, und der entblößt die Wissenschaft (und auch die Gesellschaft) als eine Horde wilder Schimpansen, die im Grunde nicht wissen was sie tun (bzw. warum sie es tun). Denn die Formel, mit der sich Cary Grant verjüngt, wurde zufällig von einem Laborschimpansen zusammengemischt und in den Wasserspender des Labors gekippt, was die Protagonisten aber erst am Ende ihrer Odyssee entdecken. Die Geschichte ist im Grunde eine Parabel auf den Mensch und die Gesellschaft und die Sehnsucht nach Zielen, die eigentlich affig sind.

Ich habe übrigens später in der Retrospektive auch eine Komödie mit Jerry Lewis gesehen, und zwar ARTISTS AND MODELS, bei der das Überdrehte sehr gut funktioniert, es ist eben ein anderer Zugang zum Humor (besser: eine andere Humorherkunft) und ein anderer Tonfall.

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