Ich nehme mal an, ich bin nicht die einzige, die sich zur Zeit den ZDF/ORF Dreiteiler UNSERE MÜTTER, UNSERE VÄTER ansieht, oder? Teil 1 war am Sonntag, Teil 2 gestern, und Teil 3 wird am Mittwoch ausgestrahlt. Die ersten Serie kann man noch einige Tage in der ORF-Tvthek bzw. in der ZDF Mediathek ansehen.
Um es gleich vorweg zu schicken: Ich mag die Sendung. Ich finde die Dramaturgie klug (und ich weiß aus Erfahrung, wie schnell eine Ensemble-Erzählung zerfransen und langweilig werden kann), ich bin nah an den Figuren und gehe mit ihnen mit, auch wenn sie Dinge tun, die mich abstoßen. Ich mag die Kamera und den Schnitt. Und ich honoriere, dass das vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk produziert wird, wo man sich oft mit weniger zufrieden gibt.
Auf der Podcast-Seite des Verbands deutscher DrehbuchautorInnen gibt es jetzt ein einstündiges Gespräch mit Stefan Kolditz, dem Drehbuchautor der Mini-Serie. Bemerkenswert finde ich die persönliche Verbundenheit der Beteiligten mit dem Thema. Offenbar ging das Projekt vor acht Jahren von Nico Hofmann aus, der einen Film über die Generation seines Vaters sehen wollte, der als junger Sodat an der Ostfront war, und Stefan Kolditz ging es genauso. Im Verlauf des Podcasts erfahren wir, dass auch der Kameramann David Slama eine Verbindung zum Thema hat – er ist um die 60, und sein Vater war Antifaschist in Tschechien.
Im Podcast geht es außerdem um den Stoffentwicklungsprozess, um Referenzen (BAND OF BROTHERS etc.), um die Überlegungen eine Rahmenhandlung zu machen (und wieso das zum Glück verworfen wurde), und – sehr interessant – um das Für und Wider der Verwendung von Voice Over.
Nicht direkt in dem Zusammenhang, aber doch irgendwie passend verweise ich außerdem auf den Nachkriegsspielfilm LORE von Cate Shortland, den ich auf der Berlinale gesehen habe, und der mich sehr beeindruckt hat. Aber darüber schreibe ich vielleicht noch einmal extra ein paar Zeilen.
NACHTRAG: Natürlich gibt es auch Menschen, die das Gezeigte (bzw. die Form und den speziellen Inhalt, nicht das Thema an sich, wenn cih das richtig vestehe) ablehnen, wie es hier Ekkehard Knörer im Cargo-Blog sehr vehement tut. Leider schreibt er in dem Artikel nichts Genaueres darüber, wie er das Thema gerne anders gesehen hätte. Das würde mich wirklich interessieren. Was wären die Alternativen zum „amerikanischen Teamworx Rotz 1:1 nach Schulbüchern“, wie sich die Haltung in dem Artikel zusammenfassen lässt? Oder soll man das Thema überhaupt nicht angreifen? (Ich meine diese Fragen nicht rethorisch oder ironisch, sondern ich suche wirklich nach Antworten. Und im übrigen schätze ich Cargo und Herrn Knörers Artikel, auch wenn ich nicht immer einer Meinung mit ihm bin.)