Lektionen in Demut (und in Euphorie)

Eigentlich muss man ja dankbar sein, das man den Beruf überhaupt ausüben kann. Seit ich herausgefunden habe, dass der Einkauf einer ganzen Staffel einer aktuellen quotenstarken TV Serie aus Amerika für den österreichischen TV Markt gerade mal so viel kostet wie das Produktionsbudget einer einzigen(!) Folge einer deutschsprachigen TV Serie, ist mir klar, dass ein Sender rein finanziell gesehen eigentlich gar keine fiktionalen Eigenproduktionen auf die Beine stellen müsste. Zumal die Quoten der Eigenproduktionen ohnehin leider oft mau sind. Ich verstehe jetzt auch noch besser, weshalb jemand bei einem Marketingseminar einmal gesagt hat, dass die Investition in einen Film rein wirtschaftlich gesehen das riskanteste Unternehmen überhaupt wäre.

Zum Glück investieren die Sender aber dennoch Geld in die Fiction Produktion. Das wird nur leider bei vielen Konzepten, die ich so lese, nicht bedacht. Ich bekomme immer wieder Papiere auf den Tisch, die wirken als hätte sie jemand geschrieben, der seit Jahren nicht fernsieht, eine Serie nicht von einer Sitcom unterscheiden kann, die dramaturgischen Grundbegriffe nicht kennt, keinen Tau hat, was Sender gerade so produzieren und suchen, und eigentlich gar keine Lust hat, fürs Fernsehen zu arbeiten.

Also: Ich will tolle Konzepte sehen, in die man gerne investiert. Gute Ideen mit einer noch besseren Ausführung. Konzepte, die den Genres und Formaten entsprechen, die es gibt, die die Grenzen dieser Formate aber kreativ ausreizen. Ich will viel gutes Handwerk sehen. Ich will Leidenschaft für das Medium Fernsehen spüren. Ich will interessante Figuren und packende Geschichten erleben, die auf einer handwerklich soliden Dramaturgie basieren. Ich will fachliche Kompetenz gepaart mit kreativem Enthusiasmus spüren. Ich will merken, dass den AutorInnen bewusst ist, dass das Fernsehen und seine Formate schon längst erfunden sind (daran ist nämlich nichts zu rütteln, und nichts mögen TV Verantwortliche weniger als wenn man ihnen weismachen will, man hätte das Fernsehrad gerade neu erfunden – das hat nämlich noch nie funktioniert), dass man sich aber mit innovativer Kreativität an die Variation des Herkömmlichen macht.

Ende des Plädoyers.

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