Gesehen: ALICE IM WUNDERLAND

So, nachdem ich gerade AVATAR besprochen habe, lege ich gleich mit ALICE IM WUNDERLAND nach, den ich kürzlich gesehen habe. Wieder in IMAX 3D, diesmal an einem Sonntagnachmittag mit Horden von aufgeregten Kindern im ausverkauften Kinosaal. Was Spaß macht, weil man die unverblümten Reaktionen mitkriegt. Wobei ich ein bisschen Angst hatt, denn die Kinder waren teilweise sehr klein und die Handlung in Verbindung mit dem 3D Effekt oft düster und zum Fürchten. (In Deutschland ist der Film übrigens ab 12 Jahren freigegeben, bei uns in Österreich ab 6.)

Kurz gesagt: Ich war „mildly underwhelmed“. Aber zuerst zum Positiven: Ich finde es toll, wie die Hauptfigur angelegt ist. Alice ist in dieser Adaption ein wirkliches Vorbild an Emanzipation, und das ist auch gleich das emotionale Thema des Films: Den eigenen Weg gehen. Ihre Reise ist bestimmt davon, eigene Entscheidungen zu treffen, sich zu nichts üebrreden zu lassen, was sie eigentlich gar nicht will und alle Ängste zu überwinden um am Ende als Siegerin dazustehen. Sie mag zwar einer Bestimmung folgen, entscheidet sich aber aus freien Stücken das zu tun. Und das ist schon viel mehr, als man heutzutage im Mainstreamkino von einer Protagonistin – noch dazu für so eine junge Zielgruppe – zu sehen bekommt. Hier gibt es übrigens ein Interview mit der Drehbuchautorin des Films, Linda Woolverton.

Mädchen sind ja zu oft der Sidekick für die Jungs (Harry Potter) oder sie bewegen sich fast ausschließlich unter ihresgleichen. Die Konfrontationen die Alice durchlebt und vor allem wie bestimmt sie in den Dialogen ausspricht was sie will und was nicht sind für mich ein angenehmer Gegenpol zu dem, was ich sonst in Filmen dieser Größenordnung zu sehen bekomme. Und Mia Wasikowska spielt diese Rolle noch dazu sehr überzeugend.

alice

Leider wars das für mich dann auch schon mit dem Positiven. Offen gestanden fand ich den Film insgesamt nicht sehr aufregend. Die visuelle Umsetzung hatte zwar wieder vieles von dem, was ich bei Tim Burton mag, aber auf mich wirkte es dieses Mal generisch, irgendwie so als hätte er konzeptuell etwas lieblos von sich selbst abgeschrieben und sich am Schluss dem Disney-Blockbusterkonzept komplett gebeugt. Bei zahlreichen Momenten dachte ich dass ich das bereits kenne – und zwar aus NARNIA, HERR DER RINGE, DER GOLDENEN KOMPASS und und und. Und den etwas albernen Schluss verdrängen wir jetzt bitte und reden uns ein, die Disneystudios hätten Burton unter der Androhung er dürfe sonst nie mehr Filme machen dazu gezwungen, einen bestimmten Tanz einer bestimmten wichtigen Figur einzubauen.

Habt ihr den Film schon gesehen? Was ist euer Eindruck?

Comments 7

  1. lustig, dass du diesen ‚tanz‘ erwähnst. ich rutschte schon beim ersten mal unangenhem berührt im sessel hin und her. der musikeinsatz hat mich am meisten gestört, dass hat überhaupt nicht gepasst. (anbiederung an jüngere zielguppen? haben die kinder an der stelle gelacht? ich saß in einer pv und da hat keiner einen mucks getan natürlich)

    und als der tanz dann am schluss noch mal durch alice wiederholt wurde war ich ehrlich gesagt sprachlos, dass sowas als pointe herhalten sollte. brrr.

    ansonsten hat mich der 3d effekt gerade am anfang in der nicht-wunderland-welt ein wenig gestört, hätte den film fast lieber in 2d gesehen (mit warscheinlich auch brillianteren farben).

  2. Hab den Film noch nicht gesehen, aber bis jetzt kaum was Gutes darüber gehört. Leider scheint Tim Burton in den letzten Jahren überhaupt die Spur etwas verloren zu haben, das Skript seiner letzten Werke lässt seit geraumer Zeit zu wünschen übrig (letztes Beispiel: Charly & the Chocolate Factory).

    Ein sehr zutreffender und amüsanter Einblick in Tim Burtons Kreativprozess:
    http://www.collegehumor.com/video:1929453

    ;-)

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    Ich hab den Tanz auch sehr als Anbiederung empfunden! Naja, die Kinder haben gelacht, klar. Aber das macht es leider auch nicht besser, finde ich.

    Wegen 3D: Ich hatte einen ähnlichen Eindruck bei AVATAR: Der Anfang in der „realen“ Welt (haha!) war für mich irritierender als die Na’vi Welt. Bei Alice hatte ich mich vielleicht schon an diese Sache gewöhnt, mir ist es nicht aufgefallen. Und die Farben kamen mir auch stark genug vor. Aber ich denke wirklich, dass IMAX in Verbindung mit guten Plätzen (= eher vorne) da einiges dazutut, 3D wirklich zu erleben und nicht nur nach zwei Stunden mit ein paar guten Momenten und Augen-/Kopfschmerzen wieder aus dem Kinosaal zu wackeln.

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    @Nino: Ja, dieses sehr großartige Video habe ich vorher schon gesehen, und ich musste mehr als einmal während des Films dran denken!

  5. Mir ging’s ähnlich. Die emanzipierte Darstellung von Alice hat mir gut gefallen. Dass sie gleich eine Lehrstelle bekommt und für ihre Eigenständigkeit auch noch mit einem Job belohnt wird, ist echt mal was Neues – auch wenn man als Erwachsene da gern ein bisschen wissend mit den Augen rollt und versucht ist, zur imaginären Mädchenbegleitung im Kino „warte einmal, bis du so alt bist, dann wirst du schon sehen“ zu sagen.
    Die Optik hat mich hingegen überfordert. Einerseits war jedes Bild so vollgepackt mit Details wie ein Sackerl Tropifrutti mit Kalorien und künstlichen Aromen, andererseits hat diese Fülle den 3D-Effekt für mich ziemlich zunichte gemacht. Der wirkte auf mich bei einfachen Bildern stärker, zum Beispiel bei der Vorankündigung für Toy Story 3.

  6. Das liegt wohl auch daran, dass bei „Alice“ nur „Fake-3D“ zum Einsatz kommt, er wurde nicht mit zwei Kameras gedreht, was für echtes 3D nötig ist. Deshalb ist der Effekt auch Käse.

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