auf der bühne

s. nimmt mich ins theater mit, weil sie karten für heiner müllers „philoktet“ ergattert hat. die waren nämlich sofort weg, trotz des abgelegenen ortes (landestheater st.pölten). weil der bierbichler mitspielt vermute ich.

wir kurven also hin, finden die parkgarage und blicken auf eine fast leere bühne, auf der nichts steht außer drei schwarzer kaffeehausstühle. und das passt ja auch wie sich herausstellt, denn der neoptolemos sitzt ja auch gewissermaßen zwischen den stühlen wenn er für odysseus das lügen lernen muss.

im programmheft steht „philoktet: gotscheff, neoptolemos: finzi, odysseus: bierbichler, regie: keine“, und ich bin wie immer fasziniert, wenn theater das leistet, was es am stärksten kann: sich auf den text konzentrieren und für alles andere, äußerliche die phantasie bemühen. nirgends funktioniert das behaupten so gut wie auf einer leeren bühne, und wenn die drei schauspieler im grunde eine probensituation nachempfinden, die regieanweisungen für die actionszenen nur vorlesen („schwertkampf“) und sogar das sterben bloß durch das ablegen eines mantels symbolisiert wird, dann ist für mich das theater bei sich selbst angekommen.

natürlich funktioniert das nur mit schauspielern, die genug mumm haben sich auf den text zu verlassen. das gelingt für mich dann auch nur so halb, gotscheff deklamiert mir zu viel, und finzi wirkt ein bisschen blass (obwohl: sehr gut besetzt finde ich). der bierbichler ist der einzige, dem ich jeden satz glaube. der meint den spröden text, und bei ihm verstehe ich, was sich da innerlich in der figur abspielt. offenbar genügt das dem p.t. publikum nicht, denn beim hinausgehen höre ich hinter mir ein älteres ehepaar diskutieren. er sei sich unschlüssig was er davon halten soll, meint der mann. und dann noch vorwurfsvoll über den bierbichler: „ein bayrischer odysseus!“. ja, mei.

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