Und, wie ging es euch dieses Mal mit der Weekend Writing Challenge? Hier ist meine Geschichte:
Unsere kleine Stadt
Wind und Regen. Katrin friert. Sie hasst den Herbst. Nach dem Theaterbesuch nach Hause und ab ins Bett. Morgen hat Harald seinen großen Tag. Sie muss bei seiner Preisverleihung ausgeschlafen sein.
Neben dem Bühneneingang des Theaters streitet ein Paar. Bloß nicht hinstarren. Katrin nimmt Harald fester am Arm. Sicher Schauspieler. Künstler. Man weiß ja, wie die sind. Stolz auf ihre Exaltiertheit, aber in Wahrheit nicht überlebensfähig. Als wärs was besonderes, auf einer Bühne zu stehen. Das hat sie auch gemacht. Früher. Laientheatergruppe. Die Emily in „Unsere kleine Stadt“ war ihr großer Auftritt. Danach hatte sich sogar ein Manager bei ihr gemeldet. Vertrag für New York. Ja, sicher. Damit sie so enden würde wie ihre Schulfreundin Maggie? Ohne Geld in einem dunklen Kellerloch. In einer Gegend wo man nachts als Frau nicht allein auf die Straße kann. Nichts ist es geworden mit Ruhm und Ehre. Reumütig ist Maggie ein Jahr später zurückgekommen und wollte nicht sprechen über das, was in New York passiert war. Nein, denkt Katrin, das wäre nichts für sie gewesen. Die ganze Hoffnung, und dann steht man an einer Wand und schreit sich an. Am helllichten Tag, wo alle zusehen. Sie hatte es viel besser erwischt. Das Haus, das Kind und Harald. Alles friedlich, nichts zu beklagen.
Katrin und Harald betreten das Theaterfoyer. Er hilft ihr aus dem Mantel. Der Kerl auf der Straße hilft sicher niemandem aus dem Mantel. Katrin lächelt Harald an. Sie geht mit ihm die Treppe hinauf in den Zuschauerraum. Hoffentlich wird das Stück nicht zu modern. Sie setzen sich auf die Sitze aus rotem Samt. Katrin mag diese ganz modernen Stücke nicht so gerne. Aber jetzt haben sie das Theaterabo. Harald fragt Katrin, ob sie an seinen Anzug gedacht hat. Für morgen. Ja, sagt Katrin, und an die neue Krawatte. Wie heißt das Stück?, fragt Harald. Katrin nimmt seine Hand und schaut aufs Programmheft „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“. Komischer Titel, sagt Harald. Katrin lächelt ihn an.