Virtual Reality: Ein Nachtrag

Manchmal hakt sich ein Thema so massiv fest, dass es kein Zufall mehr sein kann. So geht es mir momentan mit Virtual Reality: Eine Bekannte hat neulich meinen Snapstorm gesehen, und mich daraufhin zum Pressegespräch ihres Arbeitgebers Drei über Virtual Reality eingeladen.

Die Prognose: Es geht um sehr viele $$$

Die Prognose: Es geht um sehr viele $$$

So lande ich also zum zweiten Mal innerhalb einer Woche im Vrei. Und obwohl ich mit Prognosen sehr vorsichtig bin – 3D Fernseher, anyone? – wird wieder die Dimension deutlich, die VR demnächst annehmen könnte. Es geht in den nächsten vier Jahren um das Vierfache des Umsatzes, den der weltweite Kinomarkt erwirtschaftet, der jetzt bei ca. 38,3 Milliarden Dollar liegt. Und ein großer Teil davon wird von der Hardware und dann vor allem von Augmented Reality kommen, das jetzt noch gar nicht am Markt ist. Ob das so eintreffen wird? Ich glaube diesen Prognosen zumindest mehr als denen für 3D Fernseher, weil die Anwendungsmöglichkeiten von VR und AR meines Erachtens viel breiter sind.

Social Sharing als eigener Markt

Als großer Markt neben Games und Business wird übrigens „Social Sharing“ genannt. Das geht so: Ich gehe wandern, mache am Gipfel ein 360° Video und teile es so auf den sozialen Netzwerken, wie wir es momentan mit Fotos machen. Erste leistbare Kameras dafür gibt es auch schon. Aber das ist erst der Anfang, denn als ich später mit dem Senior Head of Marketing von Drei, Günther Lischka, spreche, meint er, dass in etwa zwei Jahren vermutlich alle Smartphones 360° Kameras eingebaut hätten. „Toll!“ denke ich mir, und dann aber gleich „Hm, ich weiß nicht“, weil diese Visionen irgendwie so klingt wie die, die Dave Eggers in seinem Buch „The Circle“ beschreibt (Randnotiz: Der Roman ist schlecht geschrieben, aber das Thema ist spannend). Naja, noch sind wir nicht ganz dort, denn im Roman werden diese Kameras vor allem außerhalb von Smartphones verbaut und letztlich zur lückenlosen Überwachung eingesetzt. Aber weit weg sind wir zumindest nicht mehr.

Ach so, und endlich verstehe ich, wieso ausgerechnet Facebook die Oculus Rift Technologie gekauft hat: Genau deswegen. Und damit Menschen sich in Zukunft nicht nur auf Facebook treffen, sondern eben auch in der virtuellen Welt, powered by Facebook and Oculus Rift, und natürlich mit einer Hardware, an der Facebook selbst verdienen kann. Darüber hatte ich ehrlich gesagt noch nicht genauer nachgedacht gehabt, weil ich so vom Blauwal und den Quallen abgelenkt war.

Sabine hat mich beim "viven" gesnapchattet.

Sabine hat mich beim „viven“ gesnapchattet.

VR – Ich bin ein Fan, holt mich hier nie wieder raus!

Am Ende des Pressegesprächs eskapiere ich mich noch schnell ins Extrazimmer vom Vrei, wo ich wieder kurz in die virtuelle Welt der Vive abtauche. Dieses Mal probiere ich „The Lab“ aus und ballere zum Einstieg mal auf ein paar feindliche Energiekugeln. Das Erlebnis ist toll, auch weil es über die Controller ein Vibrationsfeedback gibt. Aber ich bin nach wenigen Minuten schon wieder total gestresst – diese Sache mit den Ballerspielen ist echt nix für meine Nerven. Deswegen gehe ich zum Runterkommen auf einen Berg und bewundere ein wunderschönes Panorama. Nett ist übrigens, dass im Szenario von The Lab ein kleiner Roboterhund vorkommt, der auch am Berg herumhüpft. Und wenn er bei mir ist und ich ihn mit dem Controller „berühre“, legt er sich auf den Rücken und will spielen. „Moi, ur lieb!“, denke ich mir und nenne ihn „Wall-E“. Leider muss ich nach wenigen Minuten schon wieder in die reale und sehr schnöde Wirklichkeit zurück. Hier sieht man mich im Video von Drei übrigens kurz mit aufgesetzter Vive herumfuchteln und einen Satz sagen:

Spannend wird es nochmal einige Tage später, als ich meine Eltern (beide Mitte 70 und mit eher wenig Kontakt zu neuen Technologien) treffe und ihnen von meinen Erlebnissen in der virtuellen Welt erzähle. Und meine Mutter sich alles genau erklären lässt und dann gleich Ideen liefert. Dass man an Orte der Jugend reisen könnte – die sollten dann aber schon so aussehen wie damals. Und wenn die liebsten Menschen eingescannt wären, könnte man die treffen, selbst wenn sie schon verstorben wären, und man könnte gemeinsame Momente nochmals erleben. Und so weiter. Und mir wird wieder klar, dass der Grundimpuls, in virtuelle Fantasien einzutauchen, in uns vermutlich schon immer angelegt ist, und jetzt endlich die Technologie dazu vorhanden ist.

Ich will das zu Hause haben. Not (yet).

Wobei: Leistbar ist das große Setup noch nicht wirklich. Als Apple-Anhängerin schaue ich sowieso erstmal durch die Finger, denn HTC Vive & Co. laufen nur mit VRfähigen Windows-PCs, die es ab ca. 1500 € gibt, dazu noch die Brille für 899 €, und dann noch die Spiele… Da warte ich vorerst lieber mal ab und investiere ein bisschen Taschengeld in die Bar vom Vrei. Aber bei der aktuellen Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung sieht es preismäßig in einem Jahr vielleicht schon ganz anders aus. Ich bleibe jedenfalls gespannt.

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