Viennale ’12: BEASTS OF THE SOUTHERN WILD

Es gibt so Filme, von denen hört man schon lange, bevor sie überhaupt in die Nähe eines erreichbaren Kinos kommen. BEASTS OF THE SOUTHERN WILD ist so einer (manche nennen es auch „das DRIVE der diesjährigen Viennale“). Spätestens nach dem Erfolg in Sundance konnte man sich vor Artikeln, Trailern, Interviews ja nicht mehr retten.

Jedenfalls war ich nach dem Trailer ganz bezaubert. Animierte Auerochsen, dieses ungestüme Mädchen, ein Feuerwerk, ein Floß, eine Postapokalypse, die mir nicht depressiv erscheint – wie wunderbar.

Und es stimmt: Ein wirklich grandioser Film. Er erzählt eben nicht nur die Geschichte eine postapokalyptischen Zweiklassengesellschaft, die im Überschwemmungsgebiet von New Orleans um ihre Heimat kämpft, sondern es geht um viel mehr. Es geht um den Platz des Menschen im Universum, und da kommen die riesigen Wildschweine, der Auerochs und die abbrechenden Gletscher ins Spiel.

Natürlich könnte man die Geschichte auch ganz anders erzählen. Rauer, noch sozialvoyeuristischer, depressiver. Das wäre vermutlich sogar einfacher gewesen. Aber das macht der Film eben zum großen Glück nicht, und zwar nicht nur deshalb, weil die Geschichte durch die Augen der sechsjährigen Hushpuppy erzählt wird, die ihren ganz eigenen Zugang zur Welt hat. Bei allem Realismus (vor allem durch die wirklich gut gespielte Vaterfigur) bleibt immer eine Kraft, ein Mut und eine Hoffnung, und das ist eben etwas das den Film so besonders macht.

Und dann wäre noch die Musik, von der gestern ein Freund auf Facebook schrieb, der Soundtrack solle den „Arcade Fire Gedächtnispreis“ bekommen, und das stimmt. Irgendwo zwischen WHERE THE WILD THINGS ARE mit Anklängen von LITTLE MISS SUNSHINE packt einen da mit der Musik im ganzen Realismus doch immer wieder eine Fröhlichkeit.

Ein wunderbarer Film, eine grandiose Hauptdarstellerin, und im übrigen ein Projekt mit einer ganz eigenen Entstehungsgeschichte, die ich neulich von einer Bekannten erzählt bekam, die sich darüber mal mit dem Regisseur Benh Zeitlin unterhalten hat. Stichworte: Low Budget, Filmkollektiv(!), LaienschauspielerInnen. Hier im Interview mit dem Produzenten Michael Raisler erfährt man ein bisschen mehr, und vor allem ist weiter unten der Kurzfilm Glory at Sea verlinkt, der BEASTS OF THE SOUTHERN WILD voranging.

Filmstart in Österreich: 21.12.2012 (also an dem Tag, an dem angeblich die Welt untergeht – wie passend).

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