Über Komfortzonen und die Frage, was ein Hobby ist

In den letzten Jahren (und vor allem in den letzten Monaten) habe ich ziemlich viele Dinge zum ersten Mal in meinem Leben gemacht. Das ist mir dabei aufgefallen:

1. Freelance = freie Zeiteinteilung. Wirklich.

Seit 15 Jahren arbeite ich ausschließlich freiberuflich. Wenn ich eine Deadline erreiche, mache ich nachher worauf ich gerade Lust habe. Ich gehe zum Beispiel ins Museum. Oder ich probiere was ganz Neues aus, auch wenn es Mittwoch nachmittags ist und angestellte Menschen in der Zeit noch im Büro sitzen. Das darf ich nämlich (es war mir nur nicht immer klar).

2. Die Komfortzone ist das beste, was es gibt

Fast alles von dem Neuen, das ich in den letzten Monaten gemacht habe, lag außerhalb meiner Komfortzone. Laufengehen zum Beispiel. Oder Aktzeichnen. Und auch ein paar wichtigere berufliche Dinge. Und soll ich euch was sagen? Dieser Spruch „life begins at the end of your comfort zone“ – ich finde, der ist Bullshit.

Echt jetzt – selten war ich so gestresst wie in der Zeit, als ich mich ständig mit etwas Neuem konfrontiert habe. Kennt ihr das Gefühl, denn die tiefen Glocken vom Krampus in der einsamen verschneiten Gasse näher kommen und man Angst hat, dass er einen gleich verhaut? So war das manchmal für mich. Gut, es gab Nuancen. Berufliche neue Dinge wiegen schließlich mehr als die Frage, ob ich beim Aktzeichnen die Zehen richtig gezeichnet habe (Fun Fact: Füße und Zehen sind ganz schön schwer zu zeichnen).

Ich zelebriere inzwischen meine Komfortzone. Sie ist mein sicherer Hafen, und sie rockt; das Leben in ihr ist fantastisch. Ohne sie könnte ich nämlich gar nichts außerhalb zustande bringen. So, jetzt wisst ihr bescheid.

3. Nicht alles muss sofort zum Projekt werden

Neulich sitze ich so mit einer Freundin zusammen, die auch gern neue Sachen ausprobiert. Und da erzählt sie mir von der Erkenntnis, dass nicht alles, was einem gefällt, gleich zum eigenen Projekt werden muss. Und schon gar keines, das man eventuell monetarisieren kann. Und ich trinke einen Schluck Bier und denke mir: Erwischt. Ich mache das nämlich ständig.

Aber Moment, eigentlich finde ich das richtig gut. Viele Kreative aus meinem Umfeld denken überhaupt nicht unternehmerisch, die meisten sind aber in einer präkeren finanziellen Situation. Das Ausrechnen von adäquaten Stundensätzen, das Nachdenken über Geschäftspläne, und ein selbstverständlicher Umgang mit den Themen Geld und wie man im kreativen Sektor an welches kommt finde ich überlebensnotwendig. Bloß ist es verpönt – man wolle sich nicht prostituieren, ausverkaufen und einem Kapitalismus und Markt unterwerfen, der die Kreativität abtöte. Was ich daran alles falsch finde, ist einen eigenen Blogartikel wert. Aber zurück zum Thema.

Die Glühbirne, die über meinem Kopf während des Gesprächs angegangen ist, leuchtet immer noch. Wenn man alles als Projekt sieht, gibt es irgendwann nichts mehr, das man nur aus Spaß an der Freud‘ macht. Ich behandle wirklich fast alles, das ich ausprobiere, wie ein potentielles Business. Das führt manchmal zu neuen Standbeinen (yay!), aber oft auch zu gefühlten Verpflichtungen, und dann wird es schnell stressig (meh!).

Conclusio: Manche Sachen sind am besten, wenn sie ein Hobby bleiben. Deal with it, Ines.

4. Fokus!

Die letzten Monate waren so, als würde ich in einem riesigen Sandkasten sitzen und ständig von einem neuen Spielzeug abgelenkt werden, mit der ich eine noch leiwandere Sandburg bauen kann. Und die Arbeit zum Geldverdienen lief auch noch parallel mit. Eine zeitlang ist das sehr lässig, aber irgendwann wird es ganz schön anstrengend.

„Fokus, Ines, Fokus!“ habe ich mir jetzt gesagt. Und den lege ich einerseits auf meine Arbeit mit der ich Geld verdiene, und dann noch auf etwas anderes, über das ich schreibe, wenn absehbar ist, was daraus wird. Sandburgen baue ich nur mehr zum Spaß, und vorerst mal ohne Businessplan.

Und jetzt interessiert mich, wie das bei euch ist. Habt ihr Hobbies? Oder ist bei euch auch alles gleich ein Projekt? Und wo sind die Grenzen eurer Komfortzonen?

P.S.: Falls jemand mehr über die großen und kleinen Sachen wissen will, die ich in den letzten Monaten und Jahren zum ersten Mal gemacht habe, ist hier eine Auswahl:

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