über die kunst und ihre vermittlung

das kunsthistorische museum ist ein hort mir fremder menschen. eine sozietät, die zur feldforschung einlädt. darunter bislang folgende typen:

die mitschreibenden. meist dame mittleren alters, die bei der führung immer einen großen notizblock bei sich trägt und mit einem kratzenden bleistift aufzeichnungen macht. beflissen, entschlossen und beinahe ärgerlich, dass die umstehenden ihre ernsthaftigkeit nicht verstehen. (nicht zu verwechseln mit der studentin der kunstgeschichte, die beim aufnotieren weitaus mehr leichtigkeit ausstrahlt.)

der kunstvermittlungscrasher. männer oder frauen älteren semesters, die mit ihrem offensichtlich zuvor erworbenen wissen den offiziell beauftragten akademischen gruppenführer so lange mit detailfragen (bevorzugt zu jahreszahlen) quälen, bis dieser ins stottern kommt. der kunstvermittler hebt dabei mindestens fünfmal zum weiterreden an, um wieder auf das eigentliche thema zurückzukommen, muss aber meist eine niederlage einstecken, bis der kunstvermittlungscrasher sich im recht fühlt und den kunstvermittler fortfahren lässt. pro geführter gruppe findet sich mindestens ein exemplar, wobei manche es bevorzugen, mit ihrer tat ihr eigenes wissen feilzubieten, andere hingegen zielen darauf ab scheinbare fehler im vortrag des kunstvermittlers aufzudecken.

die schicksalhafte verwandtenallianz. ältere tante, schwiegermutter oder großmutter, die den jüngeren männlichen verwandten wiewohl beredt als auch ungefragt durch die ausstellung führt. auch wenn der jüngere männliche verwandte bereits minutenlang ein durchaus genervtes gesicht macht, unterbricht sie nicht ihren redefluss. wagt der jüngere männliche verwandte einen einwurf – und mag er auch noch so berechtigt und fundiert vorgetragen sein – wird dieser noch im halbsatz abgewürgt, und die ältere tante, schwiegermutter oder großmutter fährt lautstark mit ihrem vortrag fort. (anm.: die situation erlangt für den jüngeren männlichen  verwandten besondere erschwernis, sollte der gemeinsame verwandtschaftliche besuch des museums dadurch zustandegekommen sein, dass die tante, schwiegermutter oder großmutter dem jüngeren verwandten die museumsjahreskarte zu weihnachten geschenkt hat. siehe auch abhängigkeitsverhältnis.)

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