Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Wienmuseum im Sommer 2017 ging meine Instagram-Idee „Talking Museum“ in die nächste Runde. Dieses Mal schlossen sich das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum zusammen und ließen mich dabei zuhören, was ihre Dachfiguren miteinander reden.
Sechs Figurenpaaren habe ich dafür Dialoge in den Mund gelegt, die auf unterhaltsame Art Informationen vermitteln. Diesmal hatte ich einen wunderbaren Partner in Crime, nämlich den Fotografen Georg Herder, der sich nicht scheute, um 4 Uhr früh das Museumsdach zu erklimmen, um die perfekte Morgendämmerung einzufangen. (Ich selbst bin aus Bequemlichkeit nur bei den Abendterminen auf die Dächer mitgegangen. Ähem.)
Den inspirierenden Fotos sei Dank sind lustige Dialoge entstanden, und zwar auf Englisch, weil das Zielpublikum der Museen auf Instagram international ist. Ich habe die deutsche Übersetzung hier jeweils darunter geschrieben. Und den Link zu den jeweiligen Originalpostings findet ihr nochmal am Ende der einzelnen Texte. In den Bildern könnt ihr den kleinen Pfeil rechts anklicken, um den jeweiligen Dialogpartner zu sehen.
Aber jetzt gehts los, viel Spaß mit dem Talking Museum!
Den Anfang macht der Vorspann, den ihr euch direkt auf Instagram ansehen könnt, und zwar hier, und hier.
Das erste Paar waren der flämische Maler Peter Paul Rubens (1577-1640), der sich mit dem französischen Mineralogen René Just Haüy (1743-1822) unterhalten hat.
Rubens: Ach, der menschliche Körper! Die kurvigen Linien eines Oberkörpers, die Rundungen der Muskeln, die Präsenz eines Menschen in seinem Gesicht, die Farben von Obst… Natur ist etwas wunderbares, stimmts?
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Haüy: Kurven und Farben? Nein, mein Herr. Es geht um Symmetrie, Gemetrie und Linien. Ich untersuche die Struktur von Mineralien, und dort findet man die wahre Natur des Lebens. Oder was meinen Sie, werte Herren Kollegen?
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Rubens: Die wahre Natur des Lebens findet sich in Fels und Gestein? Da bin ich anderer Meinung. Aber naja, jeder wie er mag, nicht wahr?
Danach hat sich der Künstler Albrecht Dürer (1471-1528) mit dem Naturwissenschafter Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon (1707-1788), unterhalten:
Buffon: Albrecht, da sitzt ein Vogel auf deinem Kopf.
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Dürer: Ich weiß. Ich mag Vögel, ich habe sie oft beobachtet und gezeichnet.
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Buffon: Echt? Ich auch! Nur durch Beobachtung kann man die Natur verstehen. ******************************************
Dürer: Genau! Willst du meine Zeichnungen und Gemälde anschauen?
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Buffon: Klar, treffen wir uns um zehn in der Kuppelhalle!
Später habe ich den Kaufmann und Entdecker Marco Polo1254-1324) und den byzantinischen Architekten Isidor von Milet (442-537) belauscht:
Marco Polo: Isidor, habe ich dir von meiner Reise nach China erzählt?
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Isidor von Milet: Ja, Marco. Schon mehrmals, um genau zu sein.
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Marco Polo: Wie wärs dann mit meinem Aufenthalt in Konstantinopel? Ach, du hättest diese riesige Kirche sehen sollen, die Hagia Sophia. Ihre Kuppel ist großartig!
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Isidor von Milet: Ich weiß. Ich habe sie nämlich gebaut. Deswegen habe ich auch ein Modell von ihr in meiner Hand.
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Marco Polo: Oh, ähm… Gute Arbeit, Kumpel!
Tags darauf hat sich der Universalgelehrte und Entdecker Alexander von Humboldt (1769-1859) mit dem österreichischen Bildhauer Georg Raffael Donner (1693-1741) unterhalten.
Humboldt: Manchmal vermisse ich das Reisen. Obwohl die Aussicht von hier wirklich nett ist. Siehst du das Weltmuseum da drüben? Ich würde gerne einmal hingehen und mir die Objekte von den Orten anschauen, an die ich zeitlebens nicht mehr reisen konnte.
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Donner: Ich finde Reisen ziemlich überbewertet. Die Leute haben immer meine italienische Art meine Skulpturen zu egstalten gelobt. Aber weißt du was? Ich habe die Alten Meister nie in Italien studiert, obwohl ich sie sehr verehre. Ich bin die meiste Zeit meines Lebens in Deutschland und Österreich geblieben.
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Humboldt: Aber hast du nie den Drang verspürt, andere Kulturen zu erforschen? Ich wollte immer nach Indien und Südostasien reisen…
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Donner: Naja, aber in deiner Fantasie kannst du jederzeit überall hin, oder nicht?
Und dann hat der Italienische Maler und Architekt Rafael (1483-1520) mit dem deutschen Universalgelehrten und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) diskutiert.
Rafael: Was für eine wunderbare Aussicht. Siehst du die alte Kirche, die Minoritenkirche?
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Leibniz: Ja, aber schau dir die ganzen neuen Gebäude weiter hinten an. Ich glaube fest daran, dass wir uns immer weiterentwickeln müssen. Apropos Fortschritt: Siehst du die ganzen Leute mit den kleinen leuchtenden Bildschirmen in ihren Händen? Diese Maschinen, mit denen man telefonieren kann, und Sachen nachschlagen, und Musik hören, und Bilder aufnehmen? Ich habe gehört, dass sie mit Binärcode laufen. Und den habe ich erfunden.
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Rafael: Oh, das ist ja toll. Tja, die Leute schauen sich auch meine Werke noch nach 500 Jahren an. Mir kommt vor, dass wir beide ein großartiges Erbe für die zukünftigen Generationen hinterlassen haben, stimmts?
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Leibniz: Darauf kannst du wetten.
Und zum krönenden Abschluss habe ich noch dem Gespräch zwischen den beiden Figuren auf den Kuppeln, dem Sonnengott Helios und der Göttin der Künste, der Kriegskunst und der Weisheit, Pallas Athene, zugehört.
Athene: Ok, hört auf zu quatschen, Burschen! Lasst uns Feierabend machen. *******************************************
Helios: Athena hat recht, nach Sonnenuntergang müssen wir uns auf die große Party im Museum vorbereiten, die heute Nacht steigt!
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Athene: Helios, hast du deine Tanzfiguren geübt?
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Helios: (schwingt seinen Hintern)
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Athene: Perfekt, genau wie dieser eine Sänger, wie hieß der noch gleich?
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Helios: Elvis. Ich bewundere ihn sehr für seine tänzerischen Fähigkeiten.
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Athene: Ok, dann legen wir los! Zeit für die Party!