Kreatives Schreiben: Weekend Writing #45

Die Hitzewelle bringt mich momentan an meine körperliche und geistige Grenze. Aber glücklicherweise stecke ich nicht in einem Eisbärenkostüm und muss mit fremden Menschen am Strand posen. Das Foto stammt aus der Sammlung Jean-Marie Donat und ist momentan zusammen mit anderen Bärenkostümfotografien in einer Ausstellung in Arles zu sehen. So, und jetzt bin ich gespannt, zu welchen Geschichten euch dieses Bild inspiriert! Los gehts!

Für alle, die zum ersten Mal dabei sind: Es geht darum, dass ich hier immer am Samstag ein Foto als Schreibinspiration für eine kurze Geschichte poste. Ob ihr euch dabei an die „Regeln“ haltet, die unter dem Bild stehen, oder nicht, ist völlig euch überlassen. Es gibt auch nichts zu gewinnen, außer der Freude am Schreiben. Wenn ihr wollt, könnt ihr dann eure Texte einfach hier in den Kommentaren posten, gerne auch anonym. Ich freue mich übrigens nicht nur, wenn ihr mitmacht, sondern auch wenn ihr es (im Netz) weitererzählt. Je mehr Menschen mitmachen, umso besser!

Die Sonne, der Strand, und... der Eisbär. | Foto: Jean-Marie Donat Collection

Die Sonne, der Strand, und… der Eisbär. | Foto: Jean-Marie Donat Collection

Hier kommt die Anleitung:

  1. Stell dir einen Timer (Küchenuhr, Handywecker…) auf 5 Minuten. Bereit?
  2. Schau dir das Foto 5 Minuten lang genau an. Die Menschen, die Körperhaltung, die Gegenstände. Was ist im Zentrum, was bzw. wer im Hinter- oder Vordergrund? Entdecke die Details, studiere die Gesichtsausdrücke. Was könnte die Geschichte zum Foto sein?
    Pling! Die 5 Minuten sind um.
  3. Stelle jetzt den Timer auf 15 Minuten. Los gehts mit dem Schreiben!
  4. Schreibe eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, Kurzgeschichten, Gedankenströme besser als lange, epische, romanhafte Ansätze. Und denk nicht zu lange nach! Es geht hier weniger um den Kopf als um die Intuition.
  5. Pling! Fertig.

Achtung: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben. Deshalb halte ich mich nach den 15 Minuten auch nur sehr kurz mit dem Umschreiben auf. Wenn ich selbst mitmache, korrigiere ich einige Formulierungen, für die mir ad hoc beim Durchlesen doch etwas besseres einfällt, aber im Großen und Ganzen lasse ich die Geschichten so, wie sie beim ersten Wurf entstehen und stelle sie eher „roh“ ins Blog.

Euch fällt nichts ein? Hier einige Fragen, die deiner Fantasie auf die Sprünge helfen können:

  • In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander?
  • Wer hat das Foto gemacht, in welcher Beziehung steht die Person zu denen auf dem Foto?
  • Erzählt jemand etwas über die Personen auf dem Bild, oder ist eine Person vom Foto der Erzähler?
  • Wer ist die Hauptfigur, wie heißt er/sie, welchen Background hat er/sie?
  • Welche Erwartungen haben die Personen, was hoffen sie, was befürchten sie? Was sind ihre Lebensträume und Ziele? Was haben sie bereits erlebt?
  • Was ist der Konflikt, das Dilemma, das die Person gerade hat?
  • Was ist vor der Aufnahme passiert, und was passiert, nachdem der Auslöser gedrückt wurde?
  • Was oder wer steht außerhalb des Bildausschnitts?
  • Wie ist die Stimmung der Personen? Ändert sie sich in der kurzen Geschichte?
  • Wie riecht es, ist es warm oder kalt? Friert die Person, ist ihr heiß?

Wenn ihr eure Geschichte im Internet (z.B. auf eurem blog) postet, hinterlasst doch den Link hier in den Kommentaren. oder kopiert den Text in den Kommentar, gerne auch unter einem Pseudonym. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr diesen Artikel auf Facebook und Twitter teilt – es wäre schön, wenn so viele wie möglich mitmachen und diese Form des Weekend Writing ein Fixpunkt im kreativen Internet wird. Aber das überlasse ich der Zukunft. Jetzt geht es los – viel Spaß beim Schreiben!

Für alle WienerInnen: Ich gehe einmal im Monat zu einem Creative Writing Abend bei Barbara Stieff, wo wir uns im informellen Rahmen zum Schreiben treffen. Dabei steht das Ausprobieren und der spielerische Umgang mit Sprache im Mittelpunkt. Also kein Druck, es geht um den Spaß und den Prozess des Schreibens, wie bei dieser Übung. Wer mitmachen möchte, schreibt mir einfach eine Mail, ich leite es dann an Barbara weiter.

Für alle, die die Challenge im Internet teilen wollen: Unser Hashtag lautet #weekendwriting. Er wird bereits von AutorInnen im Netz benutzt, da passt unsere Übung gut dazu.

Comments 3

  1. die schilddrüsenoperation hat fritz im frühling hinter sich gebracht. daher die inkontinenz. lange hose. trotzdem ist der bauch noch seltsam gebläht, die stoffwindel tägliches utensil. ulli nennt ihn mein windelhosenbär und mein grosses baby. sie liebt urlaubsfotos. mit schlangen in rhodesien, mit eisbären in norwegen. die kühle luft bekommt ihm in norwegen gut wegen dem schwitzen. er nennt sie mein schildkrötchen und schafskopferl. man muss sich eben foppen können, damit man sich nach so vielen jahren noch erträgt. die summen aus den verkauften eisenteilen haben diesen urlaub ermöglicht. sie besteht auf das eisbärfoto. sie quietscht, als sie das foto machen. ihre freundinnen wollen dann beweise eines stets glücklichen paarurlaubes. dafür erträgt sie sein sachen anbunkern, gut, die eisenteile hat er ja dann verhöckert, aber sonst all die sachen, die er in der garage anhortet. das nimmt ihr oft die luft. und sein keuchen und die hitze, die er nächstens ausstrahlt. in der norwegischen brise schwitzt er weniger. trotz guten aussichten stirbt er am 21. August nach der rückkehr aus dem urlaub. ulli bleibt kein gemeinsames kind, kein necken, kein fritz. es bleiben schlangen, pferde, elefanten, eisbären auf fotos mit fritz und eine garage zum ausräumen.

  2. Post
    Author

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.