Kreatives Schreiben: Weekend Writing #36

Hier in Wien gibt es heute total ekelhaftes, kaltes Regenwetter, und noch dazu ein wirklich schlimmes Remmidemmi wegen des Songcontests! Puh, das ist mir echt zu viel. Deswegen lade ich euch heute auf einen stillen Rückzug ins Museum ein. Was fällt euch zu dem Bild für eine Geschichte ein? Achja, und eine Bonusfrage für die CineastInnen unter euch gibt es auch noch: In welchen Filmen spielt ein Teil eines Baumstammes, so wie dieser auf dem Foto, eine Rolle? Mir fallen ad hoc zwei ein, wobei der zweite eine Referenz auf den ersten ist.

Aber jetzt genug theoretisiert – schnappt euch Stift und Papier und habt viel Spaß beim Schreiben der aktuellen Weekend Writing Challenge!

Für alle, die zum ersten Mal bei der Weekend Writing Challenge dabei sind: Es geht darum, dass ich hier immer am Samstag ein Foto als Inspiration für eine kurze Geschichte poste. Ihr könnt eure Texte einfach hier in den Kommentaren posten, gerne auch anonym. Ich freue mich übrigens nicht nur, wenn ihr mitmacht, sondern auch wenn ihr es (im Netz) weitererzählt. Je mehr Menschen mitmachen, umso besser!

“Woman looking at Giant Sequoia section, 1958”, Foto © Lee Boton, American Museum of Natural History

“Woman looking at Giant Sequoia section, 1958”, Foto © Lee Boton, American Museum of Natural History

Hier kommt die Anleitung:

  1. Stell dir einen Timer (Küchenuhr, Handywecker…) auf 5 Minuten. Bereit?
  2. Schau dir das Foto 5 Minuten lang genau an. Die Menschen, die Körperhaltung, die Gegenstände. Was ist im Zentrum, was bzw. wer im Hinter- oder Vordergrund? Entdecke die Details, studiere die Gesichtsausdrücke. Was könnte die Geschichte zum Foto sein?
    Pling! Die 5 Minuten sind um.
  3. Stelle jetzt den Timer auf 15 Minuten. Los gehts mit dem Schreiben!
  4. Schreibe eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, Kurzgeschichten, Gedankenströme besser als lange, epische, romanhafte Ansätze. Und denk nicht zu lange nach! Es geht hier weniger um den Kopf als um die Intuition.
  5. Pling! Fertig.

Achtung: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben. Deshalb halte ich mich nach den 15 Minuten auch nur sehr kurz mit dem Umschreiben auf. Wenn ich selbst mitmache, korrigiere ich einige Formulierungen, für die mir ad hoc beim Durchlesen doch etwas besseres einfällt, aber im Großen und Ganzen lasse ich die Geschichten so, wie sie beim ersten Wurf entstehen und stelle sie eher „roh“ ins Blog.

Euch fällt nichts ein? Hier einige Fragen, die deiner Fantasie auf die Sprünge helfen können:

  • In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander?
  • Wer hat das Foto gemacht, in welcher Beziehung steht die Person zu denen auf dem Foto?
  • Erzählt jemand etwas über die Personen auf dem Bild, oder ist eine Person vom Foto der Erzähler?
  • Wer ist die Hauptfigur, wie heißt er/sie, welchen Background hat er/sie?
  • Welche Erwartungen haben die Personen, was hoffen sie, was befürchten sie? Was sind ihre Lebensträume und Ziele? Was haben sie bereits erlebt?
  • Was ist der Konflikt, das Dilemma, das die Person gerade hat?
  • Was ist vor der Aufnahme passiert, und was passiert, nachdem der Auslöser gedrückt wurde?
  • Was oder wer steht außerhalb des Bildausschnitts?
  • Wie ist die Stimmung der Personen? Ändert sie sich in der kurzen Geschichte?
  • Wie riecht es, ist es warm oder kalt? Friert die Person, ist ihr heiß?

Wenn ihr eure Geschichte im Internet (z.B. auf eurem blog) postet, hinterlasst doch den Link hier in den Kommentaren. oder kopiert den Text in den Kommentar, gerne auch unter einem Pseudonym. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr diesen Artikel auf Facebook und Twitter teilt – es wäre schön, wenn so viele wie möglich mitmachen und diese Form des Weekend Writing ein Fixpunkt im kreativen Internet wird. Aber das überlasse ich der Zukunft. Jetzt geht es los – viel Spaß beim Schreiben!

Für alle WienerInnen: Ich gehe einmal im Monat zu einem Creative Writing Abend bei Barbara Stieff, wo wir uns im informellen Rahmen zum Schreiben treffen. Dabei steht das Ausprobieren und der spielerische Umgang mit Sprache im Mittelpunkt. Also kein Druck, es geht um den Spaß und den Prozess des Schreibens, wie bei dieser Übung. Wer mitmachen möchte, schreibt mir einfach eine Mail, ich leite es dann an Barbara weiter.

Für alle, die die Challenge im Internet teilen wollen: Unser Hashtag lautet #weekendwriting. Er wird bereits von AutorInnen im Netz benutzt, da passt unsere Übung gut dazu.

Comments 3

  1. Sie ist mein Halt. Es gibt unsere 5 Kinder im Internat, unser Geschäft, die Geschäftsreisen. Aber sie ist es, die meine Termine einplant, die mir sagt, was ich zu sagen habe. Ich bin ein Versager, aber ich verheimliche das nicht. Das ist ja sozusagen kein Fehler. Sie ist stark. Ich bestehe darauf, dass sie die klassischen Pumps anzieht, sie ist ja eine schöne Frau, hat wunderbar schlanke Beine. Eine Frau mit dem richtigen Schuh, das ist schon was. Sie wollte unbedingt ins Museum, ich begleite sie, finde Museen fürchterlich banal. Diese hingestellten Dinge, die ich betrachten soll. Nachher treffen wir Mobutu im Café Central. Die Kaffeegeschäfte laufen gut. Zaire ist ja ein wunderschönes Land, sie müssen mich einmal besuchen kommen. Auf dem Kongo können wir eine Schiffsreise machen. Meine Frau mag all die Angestellten, die Schwarzen. Die kann sie rumkommandieren. Ich lass ihr diesen Spaß. Ich verdanke ihr, dass ich eine Familie gegründet habe, viel Geld mache. Sie organisiert das alles.

  2. Post
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    Eine albtraumhafte Welt hast du da kreiert, Aurelia. Eine, die leider vermutlich nicht überall mit den 1950ern verschwunden ist… Danke für deine Geschichte! Und überhaupt Danke, dass du so konsequent mitmachst!

  3. gerne und danke zurück für die möglichkeit.
    diese welt des grauens ist leider noch und noch da, ja.

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