Kreatives Schreiben: Weekend Writing #120

Heute geht es mit der Weekend Writing Challenge in ferne Gefilde. Wohin genau? Ich habe keine Ahnung. Es sieht nördlich aus, aber was weiß man schon… Ihr werdet es jedenfalls beim Schreiben herausfinden! Und wenn ihr noch mehr historische Bilder dieses und ähnlicher Schiffe sehen wollt, dann klickt hier hin. Viel Spaß!

Übrigens: Ich nehme natürlich Empfehlungen entgegen. Falls euch ein Foto unterkommt, das sich für die Weekend Writing Challenge eignen würde, schickt es mir doch!

Für alle, die zum ersten Mal dabei sind: Es geht darum, dass ich hier immer am Wochenende ein Foto als Schreibinspiration für eine kurze Geschichte poste. Ob ihr euch dabei an die „Regeln“ haltet, die unter dem Bild stehen, oder nicht, ist völlig euch überlassen. Es gibt auch nichts zu gewinnen, außer der Freude am Schreiben. Wenn ihr wollt, könnt ihr dann eure Texte einfach hier in den Kommentaren posten, gerne auch anonym. Ihr könnt sie aber auch einfach nur für euch in ein Notizbuch schreiben. Ich freue mich übrigens nicht nur, wenn ihr mitmacht, sondern auch wenn ihr es (im Netz) weitererzählt. Je mehr Menschen mitmachen, desto besser!

Das Boot ist wahrscheinlich die MS 38 "Bischof Hvoslef" (Foto: Redningsselskapets Museum)

Das Boot ist wahrscheinlich die MS 38 „Bischof Hvoslef“ (Foto: Redningsselskapets Museum)

Hier kommt die Anleitung:

  1. Stell dir einen Timer (Küchenuhr, Handywecker…) auf 5 Minuten. Bereit?
  2. Schau dir das Foto 5 Minuten lang genau an. Die Menschen, die Körperhaltung, die Gegenstände. Was ist im Zentrum, was bzw. wer im Hinter- oder Vordergrund? Entdecke die Details, studiere die Gesichtsausdrücke. Was könnte die Geschichte zum Foto sein?
    Pling! Die 5 Minuten sind um.
  3. Stelle jetzt den Timer auf 15 Minuten. Los gehts mit dem Schreiben!
  4. Schreibe eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, Kurzgeschichten, Gedankenströme besser als lange, epische, romanhafte Ansätze. Und denk nicht zu lange nach! Es geht hier weniger um den Kopf als um die Intuition.
  5. Pling! Fertig.

Achtung: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben. Deshalb halte ich mich nach den 15 Minuten auch nur sehr kurz mit dem Umschreiben auf. Wenn ich selbst mitmache, korrigiere ich einige Formulierungen, für die mir ad hoc beim Durchlesen doch etwas besseres einfällt, aber im Großen und Ganzen lasse ich die Geschichten so, wie sie beim ersten Wurf entstehen und stelle sie eher „roh“ ins Blog oder lege sie in meine Textschublade.

Euch fällt nichts ein? Hier einige Fragen, die eurer Fantasie auf die Sprünge helfen können:

  • In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander?
  • Wer hat das Foto gemacht, in welcher Beziehung steht die Person zu denen auf dem Foto?
  • Erzählt jemand etwas über die Personen auf dem Bild, oder ist eine Person vom Foto der Erzähler?
  • Wer ist die Hauptfigur, wie heißt er/sie, welchen Background hat er/sie?
  • Welche Erwartungen haben die Personen, was hoffen sie, was befürchten sie? Was sind ihre Lebensträume und Ziele? Was haben sie bereits erlebt?
  • Was ist der Konflikt, das Dilemma, das die Person gerade hat?
  • Was ist vor der Aufnahme passiert, und was passiert, nachdem der Auslöser gedrückt wurde?
  • Was oder wer steht außerhalb des Bildausschnitts?
  • Wie ist die Stimmung der Personen? Ändert sie sich in der kurzen Geschichte?
  • Wie riecht es, ist es warm oder kalt? Friert die Person, ist ihr heiß?

Wenn ihr eure Geschichte im Internet (z.B. auf eurem Blog) postet, hinterlasst doch den Link hier in den Kommentaren. oder kopiert den Text in den Kommentar, gerne auch unter einem Pseudonym. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr diesen Artikel auf Facebook und Twitter teilt – es wäre schön, wenn so viele wie möglich mitmachen und diese Form des Weekend Writing ein Fixpunkt im kreativen Internet wird. Aber das überlasse ich der Zukunft. Jetzt geht es los – viel Spaß beim Schreiben!

Für alle, die die Challenge im Internet teilen wollen: Unser Hashtag lautet #weekendwriting. Er wird bereits von AutorInnen im Netz benutzt, da passt unsere Übung gut dazu.

 

Euch gefällt, was ich hier auf meinem Blog poste? Das freut mich! Ihr könnt gerne mal hier im Blog einen Kommentar hinterlassen, oder mir ein paar freundliche Worte per E-Mail schicken. Außerdem freue ich mich auch sehr über ein Buch von meinem Wunschzettel. Das kann ich dann alles lesen, wenn einmal einer dieser Momente um die Ecke kommt, in denen meine Motivation und Inspiration kurz Pause machen. Danke euch fürs Lesen und Mitreden und Dasein! <3

Comments 2

  1. Da war es. Das Land. Wieder ein Berg, wieder Schnee und Klippen, peitschender Wind – aber eine Hoffnung auf ein zuhause, einen Anker nach dem Herumirren auf See. Sie wollten keine Wale mehr, keinen Tran, keine eiskalt umspülten Füße, keine rissigen Hände,keine tränenden Augen und Abends dumm in der Kajüte die immer gleichen Geschichten, der Rum, die stinkenden ewig feuchten Kleider. Björn sehnte sich nach einer guten Stube, einer warmen Mahlzeit ohne Büchsengeschmack und ein warmes stilles Bett, damit das Brausen in seinem Kopf endlich aufhörte. Dieses Zischen und Tosen, dieser ohrenbetäubender Krach am Meer.
    Mit was für Hoffnungen er aufgebrochen war: er würde wohlhabend werden, ein Abenteurer, der den jungen Damen etwas zu erzählen hatte, ein Held, bewundert von den Damen, der Stolz der Eltern, die dank seines Mutes hinaus in die Welt zu rudern, ein angenehmes Alter und gut versorgte Enkeln hätten. Das war fünf Jahre her. Und nun? Das Schiff war gekentert, niemand verlangte nach mutigen Walfängern, er war ein ungebildeter Idiot am Rande seiner körperlichen Kräfte. Seine Eltern glaubten ihn tot. Die jungen Damen würden ihn vielleicht interessant, aber nicht als Familienoberhaupt in Betracht ziehen. Er konnte nicht einmal Seemannsgarn spinnen, denn niemand wußte, was für eine Sprache in diesem Stück Land, auf das sie zusteuerten und das so fern seines Heimatbodens lag, gesprochen wird. Gescheitert, dröhnte es in seinem Kopf. Immer wieder prallte der Satz gegen seine Schädelwände wie die Wellen gegen das Schiff. Wütend trat er gegen die Reling. Er würde sich rächen, er wusste bloß nicht an wem.

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