Kreatives Schreiben: Weekend Writing 11

Spät aber doch – hier ist die neue Weekend Writing Challenge. Es gibt übrigens bereits eine „Frequently Asked Question“ zu unserer Übung: „Aber wohin mit meinen Texten?“. Die Antwort ist ganz einfach: Falls ihr kein Blog habt, wo ihr sie postet, kopiert sie doch einfach hier in die Kommentare, gerne auch unter Pseudonym. Wenn ihr selbst bloggt, freue ich mich natürlich über den Link zu eurem Text, ebenfalls hier in den Kommentaren.

So, los gehts! Bei dem winterlichen Wetter habt ihr doch sicher gemütliche 20 Minuten Zeit, oder?

Für alle, die zum ersten Mal mitmachen: Es geht darum, dass ich hier immer am Samstag ein Foto als Inspiration für eine kurze Geschichte poste. Meine eigene Story stelle ich am Sonntag hier ins Blog (Update: Hier ist sie). Ich freue mich übrigens nicht nur, wenn ihr mitmacht, sondern auch wenn ihr es (im Netz) weitererzählt. Je mehr Menschen mitmachen, umso besser!

Weekend Writing Challenge No.11, Foto von Milton Greene
Weekend Writing Challenge No.11, Foto von Milton Greene

Hier kommt die Anleitung:

  1. Stell dir einen Timer (Küchenuhr, Handywecker…) auf 5 Minuten. Bereit?
  2. Schau dir das Foto 5 Minuten lang genau an. Die Menschen, die Körperhaltung, die Gegenstände. Was ist im Zentrum, was bzw. wer im Hinter- oder Vordergrund? Entdecke die Details, studiere die Gesichtsausdrücke. Was könnte die Geschichte zum Foto sein?
    Pling! Die 5 Minuten sind um.
  3. Stelle jetzt den Timer auf 15 Minuten. Los gehts mit dem Schreiben!
  4. Schreibe eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, Kurzgeschichten, Gedankenströme besser als lange, epische, romanhafte Ansätze. Und denk nicht zu lange nach! Es geht hier weniger um den Kopf als um die Intuition.
  5. Pling! Fertig.

Achtung: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben. Deshalb halte ich mich nach den 15 Minuten auch nur sehr kurz mit dem Umschreiben auf. Ich korrigiere Formulierungen, für die mir ad hoc  beim Durchlesen doch etwas besseres einfällt, aber im Großen und Ganzen lasse ich die Geschichten so, wie sie beim ersten Wurf entstehen und stelle sie eher „roh“ ins Blog.

Euch fällt nichts ein? Hier einige Fragen, die deiner Fantasie auf die Sprünge helfen können:

  • In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander?
  • Wer hat das Foto gemacht, in welcher Beziehung steht die Person zu denen auf dem Foto?
  • Erzählt jemand etwas über die Personen auf dem Bild, oder ist eine Person vom Foto der Erzähler?
  • Wer ist die Hauptfigur, wie heißt er/sie, welchen Background hat er/sie?
  • Welche Erwartungen haben die Personen, was hoffen sie, was befürchten sie? Was sind ihre Lebensträume und Ziele? Was haben sie bereits erlebt?
  • Was ist der Konflikt, das Dilemma, das die Person gerade hat?
  • Was ist vor der Aufnahme passiert, und was passiert, nachdem der Auslöser gedrückt wurde?
  • Was oder wer steht außerhalb des Bildausschnitts?
  • Wie ist die Stimmung der Personen? Ändert sie sich in der kurzen Geschichte?
  • Wie riecht es, ist es warm oder kalt? Friert die Person, ist ihr heiß?

Wenn ihr eure Geschichte im Internet (z.B. auf eurem blog) postet, hinterlasst doch den Link hier in den Kommentaren. oder kopiert den Text in den Kommentar, gerne auch unter einem Pseudonym. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr diesen Artikel auf Facebook und Twitter teilt – es wäre schön, wenn so viele wie möglich mitmachen und diese Form des Weekend Writing ein Fixpunkt im kreativen Internet wird. Aber das überlasse ich der Zukunft. Jetzt geht es los – viel Spaß beim Schreiben!

Für alle WienerInnen: Ich gehe einmal im Monat zu einem Creative Writing Abend bei Barbara Stieff, wo wir uns im informellen Rahmen zum Schreiben treffen. Dabei steht das Ausprobieren und der spielerische Umgang mit Sprache im Mittelpunkt. Also kein Druck, es geht um den Spaß und den Prozess des Schreibens, wie bei dieser Übung. Wer mitmachen möchte, schreibt mir einfach eine Mail, ich leite es dann an Barbara weiter.

Unser Hashtag lautet #weekendwriting. Er wird bereits von AutorInnen im Netz benutzt, da passt unsere Übung gut dazu.

Comments 2

  1. Hoch Hinaus

    Alle begann mit “Carousel”. Davor hatten Liz und Clark ein bescheidenes Leben, ein normales Leben wie man so sagt. Er ein unterbezahlter Schauspieler, sie Dramaturgin in einer kleinen Off-Broadway Produktion. Doch dann kam “Carousel” und Clark war in aller Munde, man grüsste ihn, sah ihn, es war die gleiche Stadt, die gleichen Leute und trotzdem war es als ob sie ein Portal durchschritten hätten und sich auf einmal in einer anderen Dimension befanden. Clark liebte es, Liz war es anfangs fast unangenehm, aber sie lernte schnell die Sonnenseiten des Ruhm zu geniessen; und die Schattenseiten zu hassen, die Mädchen, die nach jeder Vorstellung vor dem Theater warteten, mit ihren lusttriefenden Lippen, ihren hairdoos, dem makeup, wie Hyänen nur darauf wartend sich auf ein Stück Fleisch zu stürzen. Liz tat ihr Bestes, sie zu ignorieren, auch wenn jeder ihrer Blicke ihr eine Nadel ins Herz stach. Vor allem deshalb weil Clark sich darauf einliess, er spielte das Spiel, gab Autogramme, lächelte zurück, auch eine Umarmung war hie und da dabei. Und da passierte es. Clark, der ursprünglich nicht besonders gross war, fast 5 cm kleiner als Liz, fing an zu wachsen. Liz bemerkte es zum ersten Mal als ihre Augen sich auf einmal auf gleichem Niveau begegneten. Zunächst lachten sie darüber. Aber das Lachen verging ihnen bald, als Clark begann auf Liz herabzublicken. Da gingen sie zum Arzt. Der meinte Clark sei kerngesund, aber zur Sicherheit schickte er sie zu einem Spezialisten, der unzählige Tests an ihm vornahm, ohne auch nur das geringste Ergebnis. Clark war mittlerweile 20cm grösser als Liz und er meinte es bereite ihm Nackenschmerzen andauern auf sie herabschauen zu müssen. Liz weinte viele bittere Tränen in den einsamen Nächten in denen Clark von einer Premierenfeier zur nächsten zog. Auf der Strasse wollte sie schon nicht mehr mit ihm gehen, da ihr die Hand mittlerweile schmerzte, musste sie sich doch schon strecken um die seine zu erreichen. Aber sie hielten so und so kaum mehr ihre Hände. Clark war in eine andere Dimension entflohen und es dauerte nicht lange da sie sich trennten. Insgeheim war Liz erleichtert, die Situation war nicht mehr tragbar und ihre Traurigkeit zu gross. Sie entschied sich zu einem Bruch, einem neuen Anfang, und so zog sie weg aus New York und liess alles hinter sich. Alles. Zwei Jahre später las sie in der Zeitung dass Clark zu gross für jegliche Rollen geworden sei und man seinen Vertrag nicht verlängere. Sie rief ihn nicht an.

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