Dan Baum ist zwar kein Drehbuchautor, sondern Journalist und Sachbuchautor, aber seine goldenen Regeln im Umgang mit den Redaktionen kann man getrost auf viele Bereiche der Drehbucharbeit umlegen:
- Never miss a deadline.
- Write to word-count.
- Deliver a clean copy.
- Deliver what you promised.
Übersetzen würde ich das ungefähr so:
Deadlines sind Deadlines. Ein Autor der Deadlines einhält, beweist mir Respekt vor meiner eigenen Arbeitslogistik (die begründen in meinem Fall Deadlines, die ich Autoren setze) und zeugt von Verlässlichkeit. Ich kenne Autoren, die ihren Folgeauftrag oder sogar den laufenden Auftrag wegen mehrmals von ihnen verschobenen Deadlines verloren haben. Gerade beim Fernsehen, wo die Entwicklungsprozesse viel schneller gehen, muss man sich auf die AutorInnen verlassen können. Und übrigens gebietet es meines Erachtens die Höflichkeit, den Geschäftspartner rechtzeitig (!) zu informieren (!!) wenn man es einmal doch nicht schaffen sollte.
Wenn man sich sehr beeilt und eine gesetzte Frist einhält, und sich die Redakteuere/Produzenten dann ewig nicht melden ist das blöd, ungerecht und gemein, aber dennoch: Deadline ist Deadline.
Halte dich an die (Längen-)Vorgaben. Beim Drehbuchschreiben gehts zwar nicht um die Wortanzahl, sehr wohl aber um den seitenmäßigen Umfang von Exposés und Treatments. Lieber einmal zu viel nachfragen, was von einem erwartet wird, bevor man sich ungewollt unbeliebt macht, indem man annimmt, dass nach dem Exposé ein 40seitiges Treatment (das keine Step-Outline ist, welche auch nicht bestellt wurde) gefordert ist.
Gib ein sauberes Dokument ab. Keine Rechtschreibfehler, keine Beistrichfehler, eine branchenkonforme Formatierung. Keiner wird einen wegen Details umbringen, aber ein wohlformatiertes und fehlerfreies Dokument suggeriert Professionalität.
Halte deine Versprechen. Das ist besonders wichtig. Daher beim Pitchen und bei der ersten Besprechung schon nachfragen bezüglich Tonfall, Genre, Geschlecht der Hauptfiguren, und beim TV: möglicher Sendeplatz, damit man sicher geht, dass alle dieselben Vorstellungen haben. Wenn ich dabei bin, übernehme ich das manchmal, wobei sich schon skurrile Situationen ergeben haben, wenn ich in einer großen Besprechung mit zwei Sendern eine konkrete Frage nach dem Tonfall stelle und der ORF Redakteur sagt „X“ und der Pro7 Redakteur sagt gleichzeitig „Y“. Aber dann weiß man wenigstens im Vorfeld, dass man das sofort klären muss.
Fernsehen hat auf Grund von Formaten die auf bestimmte Slots passen müssen viel engere Grenzen als Kino, zudem wollen die RedakteurInnen das lesen, was sie von der Produktionsfirma verkauft bekamen. Es ist auch hilfreich, wenn Autoren von wichtigen Besprechungen Protokolle anfertigen, die dann Produzent und Redakteur abnicken, bevor man sich an den Rewrite macht. Aber auch im Kinobereich freut sich ein Produzent, wenn er z.B. eine Komödie bekommt, wenn ihm eine gepitcht wurde, und kein Drama. (Klingt logisch, eigentlich, aber die Realität schaut anders aus).