Die Fernsehpragmatik

Einer der Gründe weshalb ich gerne fürs Fernsehen arbeite ist die Pragmatik. Es gibt viele Regeln, die man zu erfüllen hat. Die sportliche Aufgabe sehe ich dann darin, sich innerhalb dieser Regeln frei und kreativ zu bewegen und die von außen auferlegten Grenzen (Formate, Genres, Zielgruppen) ein klein wenig auszudehnen.

Beim Arthousefilm habe ich die Erfahrung gemacht, dass zunächst mal fast alles möglich ist. Man entzieht sich gerne jeglichen Regeln – aber meiner Meinung nach bedeutet das leider nicht immer, dass das Ergebnis dadurch besser wird.

Vor einigen Wochen habe ich in der Februar Ausgabe des Missy Magazine ein sehr gutes Interview mit der Fernsehkritikerin Klaudia Wick gelesen, indem sie genau darüber gesprochen hat. Leider ist das Interview nicht online zu finden, denn es sprach eben diese Dinge an, die viele nicht wahrhaben wollen, wenn sie sich zum ersten Mal aufs Fernsehterrain begeben: Dass es Formate, Slots, Zielgruppen, Werbekunden und Quoten nun mal gibt. Und dass es gar nicht mal so eine kleine Kunst ist, sich innerhalb dessen souverän auszudrücken.

In ein ähnliches Horn stößt auch der Regisseur und Autor Wolfgang Murnberger (Der Schwarze Löwe, Der Knochenmann) in einem aktuellen Interview im Standard:

Murnberger: (…) Es ist der falsche Ansatz, zu glauben, dass man sich im Fernsehen künstlerisch verwirklichen kann.

STANDARD: Der richtige wäre?

Murnberger: Einen guten Job machen, eine Geschichte gut erzählen und das Publikum halten. Das hat seinen Reiz: Ich habe dieses Korsett und schau, welche Möglichkeiten ich habe.

Den Ausdruck mit dem Korsett verwende ich auch seit Jahren, weil er die Pragmatik der Fernsehsache so gut beschreibt. Und hey – ich mag dieses Korsett. Und ich mag auch die sich kreativ in alle Richtungen öffnenden Arthouseprojekte. Sofern sie mit einem Blick darauf gemacht werden, dass ein Film erst dann fertig ist, wenn er vom Kinobesucher angesehen wird und sich zeigt, dass die FilmemacherInnen ihr Anliegen transportieren konnten, mit welchen Mitteln auch immer.

(Dazu fällt mir gerade eine Dokumentation über Michael Haneke ein, die im Vorfeld der Oscarverleihung ausgestrahlt wurde. Darin sagte er, dass er es enorm wichtig fände, immer an das Publikum zu denken. Ein Satz, der mich aus seinem Mund zuerst verwundert hatte, denn seinen Filmen kann man ja schon ab und an das Attribut „sperrig“ umhängen. Aber dann setzte er nach: Weil er ja ein Anliegen hat mit dem Film, und sein Ziel müsse sein, dieses Anliegen bestmöglich zum Zuschauer zu transportieren. Da hat er recht, wie ich finde.)

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