dance!

ich führe beunruhigende gespräche mit freundinnen. es geht um die wirtschaftskrise und wie wir damit umgehen würden wenn es wirklich kracht. schon mal vorsorglich das wenige geld das wir auf der seite haben von den riesenbanken zu den kleineren banken schaffen. aber welche bank hängt da nicht mit drin? und die bausparverträge? die private pensionsvorsorge? das viele geld das ich der sozialversicherung zahle in der hoffnung irgendwann im alter wieder etwas herauszubekommen?

wir entwickeln visionen wie das leben aussehen könnte. ich denke mir ein netzwerk von engen freunden aus, innerhalb dessen wir wohngemeinschaften gründen würden. und gärten zu gemüseäckern machen. es würde wohl auch ein geldloser tauschhandel entstehen – lebensmittel gegen leistung. aber wer will in der krise schon unsere leistungen haben? „biete eine drehbuchanalyse für zehn semmeln“, „inszeniere einen film für drei warme mahlzeiten“. das wird nichts.

aber vielleicht wollen die leute ja in schlechten zeiten gute geschichten hören und sehen. das steht doch immer geschrieben, dass die kinos mit den wohlfühlfilmen sich füllen wenn die zeiten schlecht sind. obwohl – kino kann sich dann auch keiner mehr leisten. also abende mit illegal kopierten raubkopien, ich stelle meinen beamer zur verfügung. der eintritt wird in lebensmitteln erbracht.

oder wir bieten an dass wir gegen eine suppe in die wohnungen kommen und die familien zwei stunden bespaßen. das wäre vielleicht ein geschäftsmodell wenn selbst der strom für den beamer zu teuer wird. ziehendes volk, gaukler und so. (vielleicht nutzt es mir ja doch wieder was dass ich mal am theater war.)

wir könnten auch aus büchern vorlesen. vor allem für die, die jetzt nur mehr ebooks haben und deren ebookreader und ipads dann kaputt sind oder zu viel strom verbrauchen. die vorstellung bücher könnten wieder wertvoll werden ist aber sicher auch nur eine romantische. und die erkenntnis dass ich nichts kann was man im ernstfall braucht ernüchternd.

das alles sind phantasien. wie man sich das halt so vorstellt wenn man eltern hat die im zweiten weltkrieg geboren wurden, wenn man bücher und geschichten über die nachkriegszeit kennt und wenn man postapokalyptische filme ansieht. in der phantasie bleibt das dennoch immer irgendwie ein abenteuer. ich fürchte mich aber vor der realität. (denn wenn man über einige ecken hört dass der österreichische staat mit dem drucken von lebensmittelkarten begonnen hat rutscht mir kurz das herz in die hose.)

achso, wieso da oben die überschrift „dance!“ steht? weil ich bei anke gröner das perfekte eskapistische video gefunden habe wenn man sich von diesen ganzen möglichen realitäten ablenken will: „let’s face the music and dance“. in diesem sinne:

Comments 2

  1. Geht mir auch so.
    Und die Idee mit dem Netzwerk, der großen WG, hatten wir hier auch schon in den verschiedensten Konstellationen. Inzwischen glaube ich wirklich, dass das die einzige wirksamge Lösung ist. In meinem Umfeld sind zumindest die Freelancer akut von Altersarmut bedroht.
    Aber was soll’s, ist ja (hoffentlich) noch ne Weile hin.
    Let’s dance!

  2. Post
    Author

    Ja, die Alters-WG diskutieren wir hier in letzter Zeit immer häufiger. Wird wohl darauf hinauslaufen für uns Freelancer, später. Wenn die Pensionskassen unser Geld verzockt haben und der Rest der Inflation zum Opfer gefallen ist. (Puh, ich glaub ich muss gleich wieder tanzen.)

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