gestern abend mit gewonnenen freikarten in der vorpremiere von joseph and the amazing technicolor dreamcoat in der stadthalle gewesen. nun muss ich anmerken, dass ich zwar keine musicalexpertin bin, dem genre gegenüber aber durchaus sehr gewogen. eigentlich würde ich aber keinen so langen eintrag über ein musical schreiben, aber das gestern abend war so kurios, dass ich einfach etwas darüber schreiben muss. ich kann nicht anders.

weil nämlich: das gestern war sowas von zweitklassig, und ich weiß heute noch immer nicht, ob ich lachen oder weinen soll. k. und ich hatten uns während der aufführung für lachen entschieden, ganze lachkrämpfe beutelten uns in den ersten 15 minuten, und das kam so: das arrangement der musik klang als würde ein mensch da unten im orchestergraben einen 80er jahre sythesizer bedienen und außer einem schunkeligen „schrumm schrumm“ rhythmus nichts beherrschen. die musik klang wie in einem bierzelt beim wahlkampfauftakt der blauorangen in hintertupfing.

dann: das bühnenbild. oh my. es sah aus, als hätte jemand dem ausstatter mal eben 500 euro in die hand gegeben und der hätte dann die 2a der volksschule hintertupfing zu einem bastelabend eingeladen. das design wirkte wie von herrn kumpf persönlich gestaltet, aber ohne idee dahinter. am ärgsten war die videoprojektion im hintergrund, die aus schlecht gezeichneten animated gifs und after effects kusiositäten zu bestehen schien. (wir haben immerhin sehr oft sehr gelacht). ((und ich will hier noch anmerken, dass ich lange genug an diversen theatern gearbeitet habe um zu wissen, dass man auch mit wenig budget großartiges schaffen kann. it’s all about the idea, baby.))

dann: die übersetzung. zwar kennen weder k. noch ich das original bzw. eine deutsche aufführung, aber wir mussten herzlich lachen ob der absurden texte. beispiel: josephs brüder kommen nach ägypten und betteln um hilfe. die armen brüder müssen dann im chor immer wieder die worte „einschleim, einschleim“ singen. das kommt im englischen original sicher besser, da gibt es ein paar mehr worte neben „grovel“, z.b. „beg“, „cringe“ und „bow“. die übersetzung geht übrigens zu lasten von heinz rudolf kunze. kann aber diese produktion an sich jetzt nichts dafür.

dann: die tänzerInnen. naja.

dann: die inszenierung an sich. k. und ich haben danach noch lange gerätselt, ob die ironie absichtlich war (was das stück wohl implizieren würde), und wie es aber kam, dass das alles nicht ironisch sondern so unglaublich lächerlich wirkte. ich denke, der hund liegt ganz einfach darin begraben, dass man der ohnehin komödiantischen handlung und musik noch eins draufsetzen wollte („seht mal her, wir machen es noch viiieel witziger, haha!“), was ordentlich in die hose ging, weil sich alles doppelt und keine wirklich guten ideen vorhanden waren. das ganze wirkte so uninspiriert und plump wie eine schlechte schulaufführung in hintertupfing.

dann: es bleibt eh nicht mehr viel übrig. der hauptdarsteller ist markus neugebauer, der das musical casting im orf zwar nicht gewonnen hat, aber dennoch hier die hauptrolle spielt. und das macht er stimmlich hervorragend. inszenatorisch hat er wenig zu tun, aber dafür kann er nichts. jedenfalls kann er selbst wirklich was. in der rolle des pharao sahen wir die zweitbesetzung günther mokesch, und was soll man sagen – der mann hat wirklich gerockt und die ganze zweite hälfte der aufführung aus dem elend rausgerissen.

fazit: hier sieht man ein video mit ausschnitten aus der wiener aufführung (mit zweitbesetzung), man bemerke die furchtbaren cartoons in der hintergrundprojektion. und zum vergleich gibt es hier einen ausschnitt von der aktuellen aufführung in london. no comment.

Comments 3

  1. Na toll. Jetzt hab ich seit Stunden dieses blöde Lied im Kopf. I closed my eyes … drew back the curtain (a-ha-haaaa …)

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  3. ich war auch dort. hatte das glück, dass mate kamaras den pharao spielte, bei mokesch wär ich wohl -nachdem ich jetzt das video gesehen hab- vollkommen vom stuhl gefallen.

    also genau das dachte ich mir auch: soll ich weinen oder lachen?! so viel albtraum, so viel lieblosigkeit hab ich lange nicht mehr gesehen. dachte auch, was das alles soll. keine ansehbare kulisse, kein drive in der darstellung und in der musik! brrrrr!
    also ich bewerbe mich jetzt auch bei der wien holding für die regiearbeit fürs nächste musical! also so eine schnarchnummer krieg ich auch noch alleweil zusammen! haben sie die karten alle verschenkt?! nur dafür hab ich geld gezahlt?!
    ich könnt mich erschießen!

    ich danke allerdings dem einen tänzer von ganzem herzen, der mich mit seiner erstklassigen tanzeinlage -und dem wahnsinns body- wenigstens dazu gebracht hat, dass ich nicht gleich dort vor ort eingeschlafen bin!

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