Die Kunst der Exposition

Die Frage wie man eine Figur einführt, ohne dass es peinlich wird, ist eine sehr gute. Denn das zu beherrschen ist schwierig, ich würde sogar sagen es ist eine große Kunst.

Wo fange ich an? Vielleicht damit, wie es nicht sein sollte. Nämlich so, dass Figur A der Figur B was erzählt, das Figur B ohnehin schon weiß. Wenn ich das lese, schreibe ich mir als Randbemerkung dazu „Info für den Zuschauer“. Alternativ lese ich manchmal furchtbar lange rein informationslastige Dialoge, die die Backstory der Figuren verraten, was bei mir dann in der Randbemerkung „Hörspiel? > visualisieren!“ resultiert.

Nochmals: Ich weiß, dass eine elegante und dazu noch filmisch interessante Exposition sauschwer zu schreiben ist. Eigentlich ist das in der ersten Drehbuchfassung kaum zu schaffen. Aber man hat ja einen langen Atem, und oft kommen dann beim Rewrite ganz erstaunliche Sachen zu Tage. Dass man zum Beispiel zehn Seiten später in die Geschichte einsteigen könnte und die Exposition in dort bereits vorhandenen Konfliktszenen einbaut. (Das hatte ich gerade bei einem Fernsehfilmdrehbuch, und es bewirkte wahre Wunder.) Und man findet mit dem nötigen Abstand zur ersten Version plötzlich heraus, wie viel sich ohne Worte ausdrücken lässt. Oder man verlegt die Exposition in eine andere Location, die für die Figur unangenehm ist – es ist wirklich erstaunlich, wie schnell sich der Charakter dieser Figur auf einmal enthüllt, und das ohne viel Gerede.

MysteryMan On Film hat beim Storydepartment einen Artikel darüber geschrieben, und dort habe ich gelernt, dass das was das ich „Info für den Zuseher“ nenne sogar einen coolen Namen hat. Und zwar „As you know, Bob“:

This, my friends, is sometimes referred to as the “idiot lecture,” because the lecturer must be a gargantuan idiot to just arbitrarily explain things that the other characters already know. Sometimes this is also called the “As you know, Bob” lines of dialogue. As in:

  • “As you know, Bob, I never truly recovered from that nasty bout of hemorrhoids.”
  • “As you know, Bob, my one billion-volt stun gun gets its energy from codfish balls.”

Edit: Wie ich gerade festgestellt habe, hat mir WordPress beim Speichern hier den Schluss meines Artikels unterschlagen. Ich wollte euch nämlich noch sagen, dass Mystery Man On Film dann noch ganz tolle Beispiele aus Raiders Of The Lost Arc und Superman bringt und am Ende noch eine Liste mit guten Tipps parat hat. Also: Hinklicken und Lesen!

Comments 4

  1. Post
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    Ach ja, die Screenwritingtips – ein Quell ewiger Freude.
    (P.s.: WordPress hat mir beim Speichern den Schluss meines Postings unterschlagen. Den hab ich jetzt wieder drangeschrieben.)

  2. Post
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    @ J: Das werde ich gleich bei der nächsten Drehbuchbesprechung einfließen lassen! „Bleib mir bloß weg mit deinem Watson!“ oder „Schnell, wir brauchen einen Watson!“ (bei Krimis braucht man den ab und an wirklich, nur habe ich bisher „Update-Szene“ dazu gesagt.)

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