Diagonale: LA PIVELLINA

Nach Erfolgen in Cannes, der Teilnahme als Eröffnungsfilm bei der Viennale und vielen weiteren Festivalscreenings und -preisen hat LA PIVELLINA von Tizza Covi und Reiner Frimmel nun den Diagonale Spielfilmpreis gewonnen. Und zwar völlig zurecht, wie ich finde.

LA PIVELLINA ist ein halbdokumentarischer Film, in dem Laien mitspielen. Es geht um eine Frau, die auf einem Spielplatz zufällig ein kleines Mädchen ohne Eltern findet. Sie nimmt sie bei sich und ihrer Familie auf, in eine Runde von Schaustellern, die in Containern und Wohnwägen auf einem Abstellplatz in Rom hausen. Es ist eine Beziehung auf Zeit, die alle Beteiligten mit dem kleinen Mädchen eingehen.

Der rote Faden der Geschichte – Woher kommt das Mädchen, wie lange kann es bleiben, was sind die Konsequenzen für die Familie, die die Kleine aufnimmt? – bleibt immer wieder stark im Hintergrund. Stattdessen sieht man Vignetten des Familienalltags – der Ehemann, der dem jungen Tairo Boxunterricht gibt, Tairo, der mit dem kleinen Mädchen spielt, der Alltag der Familie. Dass die Geschichte trotzdem nicht auseinanderfällt liegt wohl an dem starken emotionalen Thema, das alle Szenen durchzieht, selbst wenn sie nicht direkt mit den oben genannten Fragen zu tun haben. Es geht schlichtweg um Nächstenliebe, in all ihren Facetten. Und letztlich ist der Auslöser der Geschichte ja auch von Nächstenliebe getrieben, denn sonst würde die Frau das Mädchcen erst gar nicht aufnehmen.

Beim Publikumsgespräch fragte jemand, wieso die FimemacherInnen nur die schönen Seiten des Alltags der Familie gezeigt hätten. Dabei ist es genau das, was so erlösend ist: Dass jemand einen tristen Schauplatz endlich mal nicht mit tristen Geschichten zu toppen versucht, sondern den Blick auf die kleinen und schönen Dinge legt, die man (gerade im österreichischen Arthousefilm) sonst gerne übersieht.

Bei uns in Österreich ist der Film schon gelaufen, in Deutschland läuft LA PIVELLINA am 27. Mai 2010 an.

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