#weekendwriting 1: Meine Geschichte

Na, wie ist es euch bei der ersten Weekend Writing Challenge gegangen? 15 Minuten sind schon sehr kurz, aber sonst wäre es ja auch keine Challenge. Hier ist meine Geschichte.

Concordia Agnes und Leopold #weekendwriting

Zweimal hatte Agnes schon von vorne angefangen. Sie saß wieder vor einem leeren Blatt und wollte von dem Tag auf der Concordia erzählen, als sie Leopold kennengelernt hatte. Leopold, ihr Fels in der Brandung – im wahrsten Sinne des Wortes.

Agnes hatte mit ihren besten Freundinnen Trudi und Heidelinde eine kleine Kreuzfahrt gebucht. Trudi würde bald heiraten und nach Deutschland ziehen, Heidelinde ging nach Wien zu einer großen Firma. Ein letzter Ausflug als unzertrennliches „Dreimäderlhaus“, das hatte sich Agnes gewünscht.

Sie bekam aber vom ersten Tag an Bord so gut wie nichts mit, denn das Wetter war stürmisch, und sie legte sich mit flauem Magen in der Kabine hin. Erst später raffte sie sich auf und suchte ihre Freundinnen. Am Weg zum Restaurantdeck schlingerte das Schiff plötzlich so stark, dass sie beinahe hinfiel – wäre da nicht die Hand von Leopold gewesen. „Der ist aber stark“ hatte sie gedacht. Sie konnte sich jetzt noch daran erinnern, wie sich seine Hand angefühlt hatte. Und an sein brummiges Lachen, das war ihr gleich aufgefallen. Sie hatten denselben Humor, das merkte sie dann beim Weintrinken an der Bar. Agnes konnte die ganze Nacht nicht schlafen und beratschlagte sich mit Trudi und Heidelinde, was von Leopold und seinen starken Händen wohl zu halten war. Dabei war es ihr in dem Moment schon klar, und ihm auch, wie er ihr später erzählte.

Kurze Zeit später zog Agnes zu Leopold nach Linz, sie heirateten und Agnes fing bald als Sekretärin in seiner Brauerei an. Acht Jahre war das her. „Die besten Jahre meines Lebens“ dachte sie, und auch, dass das neulich eine Schauspielerin in einem kitschigen Film gesagt hatte, den sie mit Leopold im Kino gesehen hatte.

Und jetzt war ihr Leopold fort, und Agnes sollte in einer Stunde dutzenden Menschen etwas über ihn erzählen. Aber alles, was ihr einfiel, waren seine starken Hände auf der Concordia.

Agnes faltete den leeren Zettel zusammen, steckte ihn in die Tasche ihres schwarzen Mantels und verließ das Haus. „Zum Stadtfriedhof bitte“, sagte sie zum Taxifahrer und hielt sich an dem leeren Zettel in ihrer Manteltasche fest.

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