Viennale’09: Artists And Models

Die Retrospektive im Filmmuseum hat es mir heuer wirklich angetan. Deswegen sehe ich mir ARTISTS AND MODELS (USA 1955, R: Frank Tashlin) an. Im Gegensatz zum drei Jahre älteren Film MONKEY BUSINESS ist die Prämisse hier weitaus realistischer: Dean Martin gibt einen Comiczeichner, Jerry Lewis einen durchgeknallten Comicfan, Shirley McLaine spielt ein Model, das für Jerry Lewis‘ liebste Comicfigur „Bat Lady“ die Vorlage ist, und Dorothy Malone spielt die Frau, die die Bat Lady zeichnet. Alle wohnen im selben Haus, es ist Liebe und beruflicher Ehrgeiz involviert, und der Wahnsinn nimmt seinen üblichen Lauf.

Obwohl ARTISTS AND MODELS in der Prämisse also viel stärker in der Realität verhaftet ist als die Zaubertrankgeschichte von MONKEY BUSINESS, wirkt Frank Tashlins Film weitaus überdrehter, fiktiver und surrealer. Die Farben sprühen nur so um sich (Technicolor!), es wird in Gesang ausgebrochen (Dean Martin, Shirley McLaine!), Jerry Lewis gibt seine berühmten pantomimischen Einlagen samt Grimassenschneiden zum Besten, und man tanzt nicht nur auf der Showbühne sondern auch gerne im Stiegenhaus. Die feinere gesellschaftskritische Klinge, die bei MONKEY BUSINESS durchklingt, bemerke ich in dieser Farb- und Tonorgie weniger (mit Ausnahme eine guten Satire auf den Anti-Comic-Wahn der 1950er), und der Humor kommt von ganz woanders her. Dennoch ist ARTISTS AND MODELS ein großer Spaß, und wenn sich die Geschichte dramaturgisch am Ende nicht ganz ausgeht – ach komm, egal! Lasst uns tanzen! In Technicolor!

p.s.: Als Vorfilm gab es übrigens RHAPSODY RABBIT, in dem Bugs Bunny sieben Minuten lang als Konzertpianist die Zweite Ungarische Rhapsody von Liszt gibt. Oder besser: Zu geben versucht, weil er von einer vorwitzigen Maus gestört wird. Und ich muss sagen: Es war großartig, Bugs Bunny einmal in einem richtigen Kino auf richtigem Film auf einer richtigen Leinwand zu sehen.

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