Viennale’08: Man On Wire

Wenn einer so aus reinem Vergnügen auf einem Seil tanzt, das illegal zwischen sehr, sehr hohen Gebäuden verspannt ist, dann finde ich persönlich ja, dass der das Schicksal über Gebühr herausfordert. Wenn ich diesen Menschen dann aber in der Dokumentation Man On Wire kennen lerne und seinen Enthusiasmus, seinen Traum verstehe, dann finde ich auch, dass der das einfach machen muss, der kann gar nicht anders.

Philippe Petit - Man On Wire

Konkret ist der Film eigentlich ein Heist-Movie. Es wird rekonstruiert, wie der Seiltänzer Philippe Petit am 7. August 1974 mit einigen Helfern nach längerer Vorbereitung illegal in einer Nacht und Nebel Aktion zwischen den Dächern der kaum errichteten Zwillingstürme des World Trade Centers ein Seil spannt und dann in den frühen Morgenstunden eine Dreiviertelstunde darauf hin und her spaziert als würden darunter keine 420 Meter freier Fall liegen. Nebenbei lernt man die Menschen kennen, die ihm dabei geholfen haben, und ihre Freundschaften, und vor allem eben Philippe Petit, einem Traumtänzer im wahrsten Sinn des Wortes, der in seiner eigenen Welt lebt, und mit seinem verrückten Enthusiasmus seine Freunde bewegt, ihm bei etwas zu helfen, das eigentlich gar nicht funktionieren dürfte.

Die Dokumentation ist teilweise von der BBC produziert, vielleicht kommt daher die große Anzahl an Reenactment Szenen, und vielleicht ist die Dramaturgie deshalb so spielfilmmäßig. Was jedoch den Unterhaltungswert eindeutig steigert. Und ein Nebeneffekt ist, dass man endlich auch einmal andere Bilder im Kopf hat, wenn man an das World Trade Center denkt. Und das allein ist schon sehr viel.

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