Scriptalicious to the rescue!

Das nenne ich Berufskrankheit. Wenn mir nämlich am Abend beim Fernsehen die dramaturgische Schwäche einer Waschmittelwerbung auffällt. Und die geht so: Am Anfang sieht man einen kleinen Jungen und ein kleines Mädchen. Der Junge hat ein Hemd an und sagt, dass er das Hemd nicht mag. Das Mädchen hat die brillante Idee, das verhasste Hemd mit Flecken einzusauen, die ganz bestimmt nieeee wieder rausgehen (Gras, Erde und so Zeug). Die Mutter ist ob des versauten Hemdes zuerst tatsächlich etwas verstimmt, aber dann hat sie die Lösung: Vanish Oxi Action! Und voila – das Hemd ist wieder sauber. Und am Ende staunt sogar der kleine Junge.

Hier kommt das Problem: So wie die Geschichte erzählt wird, ist der Hemd-Konflikt des kleinen Jungen der Hauptplot, die Mutter ist darin quasi die Antagonistin. Der Knackpunkt ist nun, dass dieser Hauptplot nicht aufgelöst wird, und dass die Antagonistin als Siegerin dasteht und zur Hauptfigur wird, was den Zuseher unbefriedigt zurücklässt. Es fehlt das Pay-Off für die Problemstellung am Anfang. Der Plan des Jungen ist nicht aufgegangen, und nun? Dabei gäbe das eine nette Pointe am Ende ab. Der Junge und das Mädchen könnten einen weiteren Flecken-Plan aushecken, aber dann am Ende kommt der Claim: Vanish Oxi Action – schafft alle Flecken. Oder so etwas ähnliches.

(Hätten die mal bloß mich gefragt…)

Comments 2

  1. Ines, Ines, du müßtest mehr rausgehen:). Als nächstes findest du dramaturgische Schwächen in telephonbüchern (diese ständigen leicht variierten Wiederholungen – andererseits – Potential für hypnotische Autorenfilme)

  2. Post
    Author

    Haha, ja, mit dem rausgehen hast du wohl recht. Aber wie Du bei den Telefonbüchern sagst: Entweder man benutzt eine Schwäche und macht sie zur Stärke (a.k.a. „Da müssen wir eine Laterne dran hängen“), oder man eliminiert sie. Ein wirklich kreativer Mensch kann aus vielem etwas spannendes machen. (Hm, sollte ich etwa einen Drehbuchwettbewerb für Telefonbuchbearbeitungen ausloben?)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.