Look vs. Feel

Das Folgende hat mehr mit dem Filmemachen an sich zu tun, aber letztlich auch mit dem Drehbuchschreiben.

Anlass ist ein Blogpost von Nino Leitner mit dem Titel „It’s not about the gear“. Es geht um die Frage, ob es wirklich notwendig ist, immer die allerneusten Geräte zu besitzen, um einen guten Film zu machen.

Ich steuere dazu gerne eine Erfahrung bei, die ich heuer im August als Jurymitglied beim Alpinale Kurzfilmfestival gemacht habe. Die Wettbewerbsfilme hätten unterschiedlicher nicht sein können: Von 3D- über Stopptrickanimation und sehr schlicht gefilmten Kurzfilmen bis zu Experimentalfilmen, aber auch unglaublich aufwändigen Hochschulproduktionen bei denen gefühlterweise das gesamte Budget in die Ausstattung und Postproduktion geflossen ist war alles dabei.

Das Interessante war dass wir in der Jury – obwohl wir aus ganz verschiedenen Bereichen kamen (Filmkritik, Schnitt, Schauspiel, Regie, Produktion) – nie einen Film nur wegen seiner herausragenden technischen Leistungen nach vorne gereiht haben. Es gab Filme, die enorm „hochglänzend“ produziert waren, aber von uns sehr schnell ausjuriert wurden, weil schlichtweg niemand von uns von der Geschichte berührt wurde, weil die Dialoge platt oder/und die Figuren eindimensional waren.

Natürlich braucht es ein Minimum an technischem Können, denn wenn das Bild so dunkel ist dass man nichts sieht oder Ton so schlecht ist dass man nichts hört nützt einem die beste Geschichte nichts. Aber man muss meiner Meinung nach einen Film nicht zwangsläufig auf einer RED drehen um ein Publikum für sich zu gewinnen. (Anm.: Ich spreche hier nicht von Auftragsproduktionen, bei denen sich KundInnen einen bestimmten Hochglanzlook erwarten. Den muss man natürlich liefern können, wenn es Teil des Auftrags ist. Ich spreche von Filmprojekten, die man auf eigene Faust betreibt.)

Ich kann nur jedem raten, alles auszuprobieren und sich auch einmal bewusst Grenzen zu setzen. Wie kann ich mit einem Handy und natürlichen Licht eine Geschichte in drei Minuten erzählen? Was passiert, wenn ich mich auf einen Ort beschränke? Welche Ideen habe ich wenn das Drehbuch nicht länger als 10 Seiten lang sein darf? Was fällt mir ein wenn ich ohne Dialog schreiben muss? Was passiert, wenn ich nur zwei Figuren habe?

Kürzlich gab es in Amerika einen sehr erfolgreichen Film, der komplett in einer dunklen Kiste gespielt hat. Und auch wenn ich nicht alle Dogma-Filme gut finde, kann ich der selbstauferlegten Beschränkung durch das Dogma 95 Manifest durchaus etwas abgewinnen. Wenn sich die Geschichte nicht mehr hinter überbordender Technik verstecken kann, zeigt sich oft erst ihre wahre Größe.

So und jetzt mache ich noch ganz schamlos Eigenwerbung. Ich weiß nämlich ein bisschen wovon ich hier rede, denn ich habe im Sommer bei einem Kurzfilmwettberwerb mitgemacht. Der Film musste auf dem Handy gedreht werden, durfte nicht länger als 3 Minuten sein und es musste um das Thema „urbane Pflanzen“ gehen. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht den Film zu machen und ich denke dass er nicht so kreativ geworden wäre, hätte ich mehr technische Möglichkeiten gehabt. Jedenfalls viel Vergnügen mit PACI AND ME.

Comments 2

  1. Danke für deinen Post, Ines! Bin da ganz bei dir.

    Solltest übrigens mal auf Englisch schreiben, dann sorg ich dafür, dass dir die Leute hier die Hütte (aka Website) einrennen! ;-)

  2. Post
    Author

    Diese Website wirds samt Blog ab nächstem Frühjahr auf Englisch geben, ist schon in Planung! Ich schreib gleich noch eine Zusammenfassung auf Englisch als Kommentar in deinem Blog. Muss aber zeurst noch die existierenden Kommentare fertig überfliegen!

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