Kreatives Schreiben: Weekend Writing #107

Die Luft riecht so wunderbar nach verwesenden Blättern, und im Morgengrauen windet sich der Nebel über den Rasen. Die Hexen polieren noch ihre Besen, während Horrorclowns gemeinsam mit Gespenstern durch die Straßen streifen – Halloween steht vor der Tür! Und damit ihr in Stimmung kommt, inspiriere ich euch mit einem entsprechenden Foto. Welche Geschichten fallen euch dazu ein? Viel Spaß beim Schreiben!

Übrigens: Ich nehme natürlich Empfehlungen entgegen. Falls euch ein Foto unterkommt, das sich für die Weekend Writing Challenge eignen würde, schickt es mir doch!

Für alle, die zum ersten Mal dabei sind: Es geht darum, dass ich hier immer am Wochenende ein Foto als Schreibinspiration für eine kurze Geschichte poste. Ob ihr euch dabei an die „Regeln“ haltet, die unter dem Bild stehen, oder nicht, ist völlig euch überlassen. Es gibt auch nichts zu gewinnen, außer der Freude am Schreiben. Wenn ihr wollt, könnt ihr dann eure Texte einfach hier in den Kommentaren posten, gerne auch anonym. Ihr könnt sie aber auch einfach nur für euch in ein Notizbuch schreiben. Ich freue mich übrigens nicht nur, wenn ihr mitmacht, sondern auch wenn ihr es (im Netz) weitererzählt. Je mehr Menschen mitmachen, desto besser!

Happy Halloween!

Happy Halloween!

Hier kommt die Anleitung:

  1. Stell dir einen Timer (Küchenuhr, Handywecker…) auf 5 Minuten. Bereit?
  2. Schau dir das Foto 5 Minuten lang genau an. Die Menschen, die Körperhaltung, die Gegenstände. Was ist im Zentrum, was bzw. wer im Hinter- oder Vordergrund? Entdecke die Details, studiere die Gesichtsausdrücke. Was könnte die Geschichte zum Foto sein?
    Pling! Die 5 Minuten sind um.
  3. Stelle jetzt den Timer auf 15 Minuten. Los gehts mit dem Schreiben!
  4. Schreibe eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, Kurzgeschichten, Gedankenströme besser als lange, epische, romanhafte Ansätze. Und denk nicht zu lange nach! Es geht hier weniger um den Kopf als um die Intuition.
  5. Pling! Fertig.

Achtung: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben. Deshalb halte ich mich nach den 15 Minuten auch nur sehr kurz mit dem Umschreiben auf. Wenn ich selbst mitmache, korrigiere ich einige Formulierungen, für die mir ad hoc beim Durchlesen doch etwas besseres einfällt, aber im Großen und Ganzen lasse ich die Geschichten so, wie sie beim ersten Wurf entstehen und stelle sie eher „roh“ ins Blog oder lege sie in meine Textschublade.

Euch fällt nichts ein? Hier einige Fragen, die eurer Fantasie auf die Sprünge helfen können:

  • In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander?
  • Wer hat das Foto gemacht, in welcher Beziehung steht die Person zu denen auf dem Foto?
  • Erzählt jemand etwas über die Personen auf dem Bild, oder ist eine Person vom Foto der Erzähler?
  • Wer ist die Hauptfigur, wie heißt er/sie, welchen Background hat er/sie?
  • Welche Erwartungen haben die Personen, was hoffen sie, was befürchten sie? Was sind ihre Lebensträume und Ziele? Was haben sie bereits erlebt?
  • Was ist der Konflikt, das Dilemma, das die Person gerade hat?
  • Was ist vor der Aufnahme passiert, und was passiert, nachdem der Auslöser gedrückt wurde?
  • Was oder wer steht außerhalb des Bildausschnitts?
  • Wie ist die Stimmung der Personen? Ändert sie sich in der kurzen Geschichte?
  • Wie riecht es, ist es warm oder kalt? Friert die Person, ist ihr heiß?

Wenn ihr eure Geschichte im Internet (z.B. auf eurem Blog) postet, hinterlasst doch den Link hier in den Kommentaren. oder kopiert den Text in den Kommentar, gerne auch unter einem Pseudonym. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr diesen Artikel auf Facebook und Twitter teilt – es wäre schön, wenn so viele wie möglich mitmachen und diese Form des Weekend Writing ein Fixpunkt im kreativen Internet wird. Aber das überlasse ich der Zukunft. Jetzt geht es los – viel Spaß beim Schreiben!

Für alle, die die Challenge im Internet teilen wollen: Unser Hashtag lautet #weekendwriting. Er wird bereits von AutorInnen im Netz benutzt, da passt unsere Übung gut dazu.

 

Euch gefällt, was ich hier auf meinem Blog poste? Das freut mich! Ihr könnt gerne mal hier im Blog einen Kommentar hinterlassen, oder mir ein paar freundliche Worte per E-Mail schicken. Außerdem freue ich mich auch sehr über ein Buch von meinem Wunschzettel. Das kann ich dann alles lesen, wenn einmal einer dieser Momente um die Ecke kommt, in denen meine Motivation und Inspiration kurz Pause machen. Danke euch fürs Lesen und Mitreden und Dasein! <3

Comments 2

  1. Das Monsterhundefenster
    Es war eigentlich noch viel zu früh für Süßes oder Saures – es war ja noch nicht einmal dunkel draußen. Aber ihre Mutter hatte zu tun und hatte Hendrik und seine zwei Brüder kurzerhand hinausgeschmissen. Jakob trug sein altes Leintuch eher wie ein Cape als wie ein Gespenst und hatte seine Monstermaske aufgesetzt. Tim hatte den alten Mantel des Großvaters und eine merkwürdige, halbkaputte Zombiefratze auf. Er trödelte bei den Stufen zum Hinterhof herum, unschlüssig was er mit der ungewohnten Freizeit anfangen sollte. Hendrik liebte Halloween. Es war der einzige Tag des Jahres wo er für sein Humpeln und den leichten Buckel, Anerkennung statt Mitleid oder Verachtung bekam. Unter der Hexenmaske fühlte er sich sicher, der Stock als Stütze aber auch als Waffe zu gebrauchen, erschein ihm wie ein Zauberstab zu einem anderen Reich.
    Sie kickten ein paar Steine und Blechdosen lustlos im Innenhof herum und schielten wie immer neugierig in das dunkle Kellerfenster. „Da hält einer Monsterhunde, ich weiß es!, behauptete Jakob „Die kommen dann in der Nacht raus und fressen den Letzten! Utah!“ „Warum den Letzten?, fragte Hendrik „Na, weil der am langsamsten ist,“ feixte Jakob. Hendrik schluckte. Der Langsamste, das war natürlich er. Frustriert schmiss er seinen Hexenstock in die Ecke. Es dämmerte. „Komm jetzt, sei kein Frosch! Du bist doch immer der Beste bei Halloween. Da stauben wir so richtig ab!“ Sein Bruder Tim zerrte an seiner Schulter. Hendrik stand auf und humpelte zu der Ecke, in der der Hexenstab lag. Doch der lag nicht dort. Er stand aufrecht in der Ecke vor dem Monsterhundefenster. Als er ihn fassen wollte, wurde er von einem eigenartigen Sog erfasst und stürzte in die Tiefe.
    Er kniff die Augen zusammen, hielt die Luft an. Als er blinzelte, sah er vor sich einen riesigen, zotteligen Hund mit glühenden Augen. Im Maul hielt er seinen Hexenstab. Er sprang auf und wollte weglaufen, prallte aber gegen die Wand. „Warum laufen, wenn du fliegen kannst!“, raunte der Hund. Hendrik griff nach dem Stock und sauste in die Luft. Er schaffte es, sich rittlings drauf zu setzen und düste lachend durch das offene Fenster. „Wer ist jetzt der Letzte, wen fressen jetzt die Hunde?“, rief er seinen Brüdern zu. Dann riss er den Nachbarskindern ihre Süßigkeiten aus der Hand, drehte eine Runde um die Kirchturmspitze und traf mit einer Kaugummipackung haargenau den affigen Zylinder des Organisten, der auf dem Weg zur Kirche war.

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