Kreatives Schreiben: Weekend Writing 10

Es gibt etwas zu feiern: Die Weekend Writing Challenge ist heute 10 geworden! 10 Wochen, nicht 10 Monate oder 10 Jahre, aber das kann ja noch kommen. Zur Feier des Tages gibt es einen kleinen Fun Fact: Die Abkürzung der Weekend Writing Challenge ist WWC – genau wie die World Wrestling Championship. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat, außer dass ein Buchstabe weniger unsere wöchentliche Challenge zu einer Word Wrestling Championship machen würde, was ja auch wieder sehr passend ist.

Aber jetzt zur heutigen Übung: Es gibt zur Abwechslung wieder einmal ein Foto aus meinem Fundus, weil ich heute die Übung mit den Teilnehmerinnen meines Storytelling Workshops gemacht habe, wo wir mit meinen Flohmarktfotos arbeiten. Ich selbst habe auch eine Geschichte geschrieben und mein Foto blind gezogen. Und zwar das, was ihr unten seht.

Aber jetzt gehts wirklich los – schnappt euch Papier, Bleistift und eine Uhr – 20 Minuten Kreatives Schreiben, ab jetzt!

Für alle, die zum ersten Mal mitmachen: Es geht darum, dass ich hier immer am Samstag ein Foto als Inspiration für eine kurze Geschichte poste. Meine eigene Story stelle ich am Sonntag hier ins Blog (Update: Hier ist sie). Ich freue mich übrigens nicht nur, wenn ihr mitmacht, sondern auch wenn ihr es (im Netz) weitererzählt. Je mehr Menschen mitmachen, umso besser!

Hier kommt die Anleitung:

  1. Stell dir einen Timer (Küchenuhr, Handywecker…) auf 5 Minuten. Bereit?
  2. Schau dir das Foto 5 Minuten lang genau an. Die Menschen, die Körperhaltung, die Gegenstände. Was ist im Zentrum, was bzw. wer im Hinter- oder Vordergrund? Entdecke die Details, studiere die Gesichtsausdrücke. Was könnte die Geschichte zum Foto sein?
    Pling! Die 5 Minuten sind um.
  3. Stelle jetzt den Timer auf 15 Minuten. Los gehts mit dem Schreiben!
  4. Schreibe eine kurze Geschichte. Da die Zeit begrenzt ist, eignen sich Momentaufnahmen, Vignetten, Augenblicke, Kurzgeschichten, Gedankenströme besser als lange, epische, romanhafte Ansätze. Und denk nicht zu lange nach! Es geht hier weniger um den Kopf als um die Intuition.
  5. Pling! Fertig.

Achtung: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um den Spaß am Schreiben. Deshalb halte ich mich nach den 15 Minuten auch nur sehr kurz mit dem Umschreiben auf. Ich korrigiere Formulierungen, für die mir ad hoc  beim Durchlesen doch etwas besseres einfällt, aber im Großen und Ganzen lasse ich die Geschichten so, wie sie beim ersten Wurf entstehen und stelle sie eher „roh“ ins Blog.

Euch fällt nichts ein? Hier einige Fragen, die deiner Fantasie auf die Sprünge helfen können:

  • In welcher Beziehung stehen die Personen zueinander?
  • Wer hat das Foto gemacht, in welcher Beziehung steht die Person zu denen auf dem Foto?
  • Erzählt jemand etwas über die Personen auf dem Bild, oder ist eine Person vom Foto der Erzähler?
  • Wer ist die Hauptfigur, wie heißt er/sie, welchen Background hat er/sie?
  • Welche Erwartungen haben die Personen, was hoffen sie, was befürchten sie? Was sind ihre Lebensträume und Ziele? Was haben sie bereits erlebt?
  • Was ist der Konflikt, das Dilemma, das die Person gerade hat?
  • Was ist vor der Aufnahme passiert, und was passiert, nachdem der Auslöser gedrückt wurde?
  • Was oder wer steht außerhalb des Bildausschnitts?
  • Wie ist die Stimmung der Personen? Ändert sie sich in der kurzen Geschichte?
  • Wie riecht es, ist es warm oder kalt? Friert die Person, ist ihr heiß?

Wenn ihr eure Geschichte im Internet postet, hinterlasst doch den Link hier in die Kommentare. Ich freue mich natürlich auch, wenn ihr diesen Artikel auf Facebook und Twitter teilt – es wäre schön, wenn so viele wie möglich mitmachen und diese Form des Weekend Writing ein Fixpunkt im kreativen Internet wird. Aber das überlasse ich der Zukunft. Jetzt geht es los – viel Spaß beim Schreiben!

Für alle WienerInnen: Ich gehe einmal im Monat zu einem Creative Writing Abend bei Barbara Stieff, wo wir uns im informellen Rahmen zum Schreiben treffen. Dabei steht das Ausprobieren und der spielerische Umgang mit Sprache im Mittelpunkt. Also kein Druck, es geht um den Spaß und den Prozess des Schreibens, wie bei dieser Übung. Wer mitmachen möchte, schreibt mir einfach eine Mail, ich leite es dann an Barbara weiter.

Unser Hashtag lautet #weekendwriting. Er wird bereits von AutorInnen im Netz benutzt, da passt unsere Übung gut dazu.

Comments 3

  1. Der Herr Walter

    Schauns amal. Frau Agnes, schauns des Photo, des bin ich. Jo, do wor i no jung. Des wor da schönste Tag. Andere sagn ja das is wemma heirat, oba bei mir woa des ned. Des woa mei schönster Tag. Wirklich. Der allerschönste. Da hat der Herr Generaldirektor mir die Hand geschüttelt. Nach 20 Jahren. Wissens, 48 Jahre war ich beim ORF, fast hätt ich die 50 gschafft, aber, naja. Aber an dem Tag hamma die Puppn tanzen lassen, sie wissen schon was ich mein. Das war wirklich der schönste Tag. Bleibns doch noch ein bissl Frau Agnes. Wie? Na, die Medikamente mog i ned, die nehm ich dann später, zum Essen dann. Jaja, ganz sicher. Ich versprechs. Wissens bei uns in der Sportabteilung, wir waren die wilden Hund, bei uns war keinem fad. Wir ham immer an Spass ghabt, bei der Weihnachtsfeier und so, sie wissen schon, und mit die Kolleginnen aus der Abteilung, wissens… und… Was? Meine Frau? Naa, geh die, wissens, die wollt doch da gar nie mitkommen, die war lieber z’Haus. Und überhaupt, die hätt doch da gor ned… Wartens Frau Agnes, könnens ma das Bett noch ein bissl höher machen? Danke, das is lieb. Wissens, damals, da hamma noch… Was? Gehn müssens schon? Aso. Aha. Schon nach Haus? Naja, dann… Auf wiederschaun. Morgen kann ich Ihnen dann… Weg is. Eh kloa. Orschtrampel. Die ganzn Weiber. Olles Orschtrampl.

  2. Post
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  3. Ja, des, ….des is mei Frau. Si kommt aus Mexiko, Mexiko City. Dort hab is kennenglernt…. vor?…wartens….Schatzi, wie lang kennma uns jetzt? Ja, vor 22 Joahr, jetzt können Sie sich ausrechnen, wie jung i bin! Da kommt a der Schnaps her, ja freilich. Wollens a Stamperl? Geht auf’s Haus! Nein, die Magnete mit den Segelschiffen san von meiner Frau. Die vermisst halt das Meer so. Dort is halt aufg’wachsen am Meer. Wissens eh, Meer, Wasser, die Seelen und so. Da san’s ganz wild drauf, auf die Seelenwanderung. Dort unten tun’s ja die Toten alle 5 Jahre ausgraben und machen a Fest für si. Ob’s mirs glauben oder ned! Alle paar Joahr fahr ma eh hin, a Traum, aber hackeln kannst dort nix. Ja, des is des Klubhaus vom Verein, da kommen die Leut zam nach dem Kegeln. Mir gfällt’s. Schön gmiatlich, I muss auf’s Herz aufpassn, aber si arbeitet als Pflegehelferin, da hat’s Blutdruckmessgerät glei z’Haus. Ja, machens nur no a Foto. Was wird des? A Ausstellung? Und wo, wenn man fragen darf?

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