Gelesen: DER TRICK von Emanuel Bergmann

Hinweis: Dankeschön an Vorablesen.de und an den Diogenes Verlag, die mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

Max ist zehn, als ihm seine Eltern sagen, dass sie gemeinsam Essen gehen wollen und er sich das Restaurant aussuchen soll. Da schrillen seine Alarmglocken, denn Max weiß von seinem Schulfreund Joey, dass das nur eines bedeuten kann: Sie wollen ihm sagen, dass sie sich trennen und er ab sofort ein Scheidungskind ist. Aber Max ist schlau genug, um Joeys Fehler nicht zu wiederholen, und deshalb sucht er sich ein Lokal aus, von dem es ihm egal ist, wenn es danach mit schlechten Erinnerungen behaftet sein wird.

Max überlegte einen Moment, dann sagte er: „Wie wär’s mit Sushi?“ Seine Eltern schauten ihn verblüfft an. „Bist du sicher , Schatz?“, fragte Mom. „Ja“, sagte Max. Es war ihm völlig egal, ob er jemals wieder rohen Fisch essen würde.

Guter Trick. Aber eigentlich beginnt die Geschichte ja in Prag, wo der Rabbinersohn Mosche Goldenhirsch (empfangen und geboren übrigens nur durch einen Trick, den seine Mutter Rifka ihrem Mann, dem Rabbi Laibl, spielt) dann im zarten Alter von fünfzehn Jahren 1934 im Zirkus einer persischen Prinzessin anheimfällt. Die ist natürlich keine echte persische Prinzessin, wie auch sonst im Zirkus nichts so ist wie es scheint. Aber Mosche ist bereits mit dem Bühnenfieber infiziert und schließt sich dem Zirkus an, um später als „Der große Zabbatini“ zuerst in Berlin und dann auch in den USA zu einigem Ruhm zu gelangen.

Emanuel Bergmann: Der Trick

Emanuel Bergmann: Der Trick

Und was hat das jetzt mit dem kleinen Max zu tun? Nun, der findet bei der Trennung seiner Eltern eine alte Schallplatte des großen Zabbatini, die ausgerechnet beim Liebeszauber einen Sprung hat. Und weil Max seine Eltern wieder zusammenzaubern will, muss er den inzwischen steinalten Zabbatini finden, damit der den Zauber an seinen Eltern vollführt. Ob ihm das gelingt, lest ihr am besten selbst nach.

Emanuel Bergmann erzählt in seinem Debutroman DER TRICK eine zwiespältige Hauptfigur. Der große Zabbatini ist mit seinen achtundachzig Jahren ein altersgeiler Misanthrop, den ich mehr als einmal empört der Tür verweisen wollte. Gleichzeitig konnte ich ihm nicht wirklich böse sein, vor allem dann im Verlauf der Geschichte, als ich immer mehr von seinem Leben mitbekam. Die beiden Handlungsebenen – Europa vor und während des 2. Weltkriegs, und Los Angeles 2007 – sind geschickt verwoben. Was mir aber besonders gut gefiel, ist das Thema des Tricks, der illusion und des Tricksens. Denn es gibt eigentlich keinen Abschnitt im Buch, in dem jemand im Leben ohne irgendeinen Trick auskommt. Und das ist ja am Ende auch eine Wahrheit: Dass man das Leben eben öfters austricksen muss. Das garantiert zwar immer noch nichts, denn sicher ist nur der Tod, aber manchmal schafft man es dadurch, eine kleine Lücke zu erwischen, in der man das Ruder doch noch zum eigenen Vorteil – oder zu dem der anderen, die einem wichtig sind – rumreißen kann.

Ich mochte auch die Sprache, die für mich eine angenehme Mischung aus Humor und Tiefgang hatte, ohne dass sich eines davon zu bemüht angefühlt hat. Das hat es mir leicht gemacht, auch an den Stellen mit Lust weiterzulesen, in denen ich dem Großen Zabbatini mal wieder kurz den Hals umdrehen wollte…

Emanuel Bergmann: DER TRICK. Roman. Diogenes Verlag, 400 Seiten, Hardcover.

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