Das TV-Serien-Streaming-Experiment, oder: Warum wollt ihr mein Geld nicht haben? (Teil 3)

Previously on „Das TV-Serien-Streaming-Experiment“: In Teil 1 habe ich den Grund für mein Experiment beschrieben, bei dem ich nach einem Weg suche, meine aktuellen amerikanischen Lieblingsserien legal(!) in Österreich zu streamen. In Teil 2 habe ich den ersten Teil meines Feldversuchs protokolliert. Und jetzt gehts auf zum Finale!

Episode 3 – Des Feldversuches zweiter Teil und Fazit

Der 2. Teil endete mit einer geheimnisvollen Linkliste, die alle legalen Filmstreamingdienste in Österreich auflistet. Hier ist sie; sie wurde vom Verein Anti Piraterie erstellt.

Ich klicke mich durch und bin erstaunt, von wie vielen Plattformen ich noch nie etwas gehört habe. Einige gehören zu deutschen Medienkonzernen, manche kleine sind mir völlig unbekannt, oder sie decken Nischen ab, die mich nicht so wirklich interessieren.

Aber zunächst zu den bekannteren Portalen:

Flimmit steht bei mir schon lange ganz oben auf der Liste der österreichischen Streamingdienste. Ich kenne die GründerInnen des Start Ups seit Jahren und verfolge seitdem ihren Weg. (Achtung, ich bin also befangen!)

Flimmit bietet eine sehr große Bandbreite: Von Experimental- und Kurzfilmen über Arthousefilme bis zu Unterhaltungsklassikern und deutschen Fernsehfilmen findet sich hier wirklich vieles. Es gibt sogar einen Serienkanal. Dort sehe ich primär Österreichisches, wie KAISERMÜHLENBLUES und SCHNELL ERMITTELT. Aber nicht GAME OF THRONES, MAD MEN oder sonstige amerikanische Lieblingsserien.

Flimmit

Also schaue ich mir als nächstes die Videoportale der deutschen privaten TV Sender an.

Der Markt teilt sich grob in zwei Lager: Die RTL Gruppe (RTL, VOX) mit dem Portal RTLnow, und die PRO7SAT1 Gruppe, mit mehreren kleinen Portalen bei den einzelnen Sendern (kabeleins, SAT.1, PRO7, sixx usw.), die aber gleich aufgebaut sind. Myvideo.at gehört ebenfalls der PRO7SAT1 Gruppe, und der Inhalt überschneidet sich teilweise mit dem der Senderwebsites. Ich finde dort legal und gratis ganze Folgen der Serie HANNIBAL, die kürzlich auf SAT.1 angelaufen ist, und auch HOMELAND ist mit einer alten Staffel vertreten. Zuerst denke ich mir „Besser als nichts!“, aber nach alten synchronisierten Folgen habe ich eigentlich nicht wirklich gesucht.

Diese Heldenreise zum Heiligen Serienstreaming-Gral wird mittlerweile wirklich mühsam. Ich klicke mich bei den Seiten der einzelnen deutschen Privatsender nur kurz durch und sehe, dass hauptsächlich die Eigenproduktionen aus dem Bereich Magazin, Show und Reality-TV abrufbar sind (großteils sogar gratis, also genau so wie auf den Websites der österreichischen Privatsender ATV, Puls4 und ServusTV). Ausländische Serien findet man abgesehen von den zahlreichen CSI-Varianten kaum, und Reality-, Koch- und Heimwerkershows interessieren mich jetzt ebenfalls nicht.

Ich mobilisiere heldinnenhaft meine letzten Kräfte. Ah, in einem offenen Tab im Browser entdecke ich noch einen Artikel, den ich bisher übersehen hatte: Ein Portal namens Maxdome gibt es seit September 2013 auch in Österreich. Und was stelle ich fest? Es gibt die aktuellsten Folgen von HOMELAND auf Englisch, auch BREAKING BAD inklusive der letzten Staffel. Leider fehlen GAME OF THRONES, MAD MEN und GLEE, aber die Seite wird trotzdem gebookmarked, vielleicht tut sich da noch etwas bis zum Start der neuen Staffeln.

Weil Heldinnen angeblich nie aufgeben, klicke ich mich angespornt durch diese Entdeckung durch die übrigen Links auf der Liste von vorhin. Viele sind reine Filmstreamingdienste, einige haben großartige Inhalte, wie z.B. MUBI (hier gibt es nur eine einzige Serie, aber das sind dafür beide Staffeln von GEISTER von Lars von Trier). Andere finde ich etwas kurios, wie InspireTV, wo sich Dokumentationen und Lectures finden (teils kostenpflichtig, teils gratis), die ich den Bereichen Religion, Esoterik und Grenzwissenschaften zuordnen würde. „Keine schlechte Idee, da gibt es längerfristig sicherlich unglaublich viel Geld zu holen“ denke ich, aber ich will mein eigenes Geld ja immer noch für Khaleesi mit ihren Drachen ausgeben, und nicht für die Erleuchtung durch einen spirituellen Lehrmeister.

So, die Liste ist abgehakt. Und jetzt? Ich atme tief durch, und merke dass ich ganz schön genervt bin.

Ich beschließe, mein Experiment hiermit zu beenden. Erstens habe ich viel Zeit aufgewandt, in der ich schon mehrere Folgen von neuen tollen Serien ansehen hätte können. Zweitens glaube ich nicht, dass ich noch etwas Essentielles finden werde. Und drittens bin ich gerade enorm frustriert.

Das Fazit meines Experiments:

Es ist gescheitert. Im Jahr 2013 gibt es für mich mit einer österreichischen IP-Adresse keine legale Möglichkeit, meine amerikanischen Lieblingsserien zeitnah (also innerhalb von 24 Stunden) gegen Bezahlung anzuschauen oder zu streamen. Einzelfälle brechen die Regeln (BREAKING BAD und HOMELAND gab es auf einigen Plattformen), aber ich habe ja nicht nach irgendwelchen Serien aus den USA gesucht, sondern nach ganz bestimmten amerikanischen Serien, von denen ich ein großer Fan bin.

Sind vielleicht „die Lizenzen“ schuld, die man in einem kleinen Markt wie Österreich nur schwer bekommt? Vermutlich. Oder sind gar wir Serienfans schuld, weil wir ganz plötzlich (naja gut, eigentlich schon seit vielen Jahren) Dinge wollen, die es in der aktuellen österreichischen Fernsehlandschaft und -nutzung nicht geben darf? Na, da müssen wir uns jetzt aber wirklich in die Ecke stellen, uns ein bisschen schämen und bekommen einen vorwurfsvollen Eintrag ins Klassenbuch.

Wie auch immer, ich habe nach wie vor eine große Frage: Warum will niemand mein Geld haben, obwohl ich stundenlang nach legalen Bezahlangeboten gesucht habe, die meine Serienlust befriedigen? Falls ihr die Antwort kennt oder mich mit jemanden vernetzen könnt, der sie weiß, schreibt es mir bitte in die Kommentare.

P.S.: Das Motto „Friss oder stirb, Ines“, der Satz „Dann schau dir halt andere Serien an und warte auf die DVDs“ und „…weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ (frei nach Christian Morgenstern) gelten nicht als Antwort!

P.P.S.: Teil 1 der Serie findet ihr hier, Teil 2 steht hier, oder ihr klickt hier: „Das Experiment„; dann kommen alle drei Artikel der Blogminiserie.

Comments 1

  1. Guter, lustiger und trauriger Artikel zugleich. Ich denke auch dass das Problem ist die Lizenzen für die „Erlaubnis“ die Serien in den jeweiligen Ländern spielen zu dürfen. Da wirds warscheinlich um so banale Dinge gehen wie Währungsumrechnungen oder eben Verträge mit Plattformen oder einfach Distributer-politische Hintergründe warum es so schwer ist TV oder Film international zu streamen. Die Realität ist halt leider so dass die grossen es verschlafen da was zu tun und die kleinen (Konsumenten) finden einen Weg an das heissersähnte Material zu kommen aber leider in die Illegalität gezwungen werden … verrückte Welt da draussen!

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