Das 10-Bücher-Meme

Yay, ein Kettenbrief! Entschuldigung, das heißt heutzutage ja Facebook-Meme. Jedenfalls wurde ich von zwei Freundinnen aufgefordert, mitzumachen. Hier ist der Orignalwortlaut der Aufgabe:

“In your status, list 10 books that stayed with you in some way. Don’t think too hard. They don’t have to be the “right” books or great books of literature, just ones that affected you in some way. Tag 10 friends including me so I can see your list.“

Ich finde es schön, dass es um prägende Bücher geht, und nicht um die besten, oder um die Lieblingsbücher. „Prägend“ hat eine andere Dimension. Hier ist also meine annotierte Liste der 10 Bücher. Ich tagge niemanden, aber wenn ihr euch angesprochen fühlt, könnt ihr eure Listen ja auf Facebook oder in euren Blogs posten und dann auch gerne hier in den Kommentaren zu euren Weblogs verlinken. (Anm.: Alle Links zu Amazon sind Affiliate-Links.)

  1. Janosch: Die Maus hat rote Strümpfe an
    Was Bücher betrifft, war meine Kindheit die prägendste Zeit. Zuerst wurde mir viel vorgelesen. Sobald ich dann selbst lesen konnte, habe ich nichts anderes mehr gemacht. Dieses Buch von Janosch habe ich dutzende Male gelesen. Aber es müssen hier mindestens 10 weitere Bücher stehen. Und zwar Bilderbücher wie Die drei Stanisläuse, Komm, sagte der Esel, Das kleine Ich bin ich, Der dicke Karpfen Kilobald, Geschichte Nummer 1, Oh, wie schön ist Panama oder Gute Nacht, Willi Wiberg. Und dann die ersten Selberlesebücher: Vieles von Janosch, verschiedene Märchenbücher, natürlich Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Kater MikeschI + II, Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt, und quasi alle Bücher von James Krüss. Und dann… Es sind zu viele für diese Liste. Aber sie stehen noch immer alle in meinem Bücherregal.
  1. Das Sprachbastelbuch
    Dass man mit Sprache spielen kann, ist mir durch dieses Buch klar geworden. Dann hatte ich das lange Zeit vergessen. Bis es mir vor etwa zwei Jahren wieder eingefallen ist, als ich diese Sache mit dem Kreativen Schreiben entdeckt habe.
  1. Hans Dieter Stöver: Quintus geht nach Rom
    In Museen oder an Ausgrabungsstätten habe ich mir als Kind immer vorgestellt, dass die Protagonisten meiner historischen Romane gleich ums Eck biegen würden. Was sie leider nie getan haben, aber die Idee gefiel mir. Dutzende meiner Kinder- und Jugendbücher spielen in der Antike, im Mittelalter oder zur Wikingerzeit. Hier ein paar Beispiele: Flügel für Ikaros, Im Schatten des Vesuv, Flucht nach Delphi, Ich zog mit Hannibal und weitere von Hans Baumann, vieles von Rosemary Sutcliff, Der lange Weg des Lukas B., Drachenschiffe drohen am Horizont, und noch viele andere.
  1. Käthe Recheis: Der Weiße Wolf
    Dieses Buch steht für die vielen Bücher der phantastischen Literatur, die ich als Kind gelesen habe. Während mich die Erwachsenenliteratur in diesem Genre nicht ganz so interessiert, war ich als Kind ganz wild danach. Das begann mit den Wawuschels und endete mit Momo und vielen andere Büchern von Michael Ende.
  1. Eveline Hasler: Die Wachsflügelfrau
    Ich habe mich erst vor einigen Jahren mit Feminismus zu beschäftigen begonnen, und zum Teil war dieses Buch schuld daran. Damals als Leihgabe von einer Freundin, und bis heute meine erste Empfehlung, wenn jemand abseits der gängigen Fachliteratur in das Thema einsteigen möchte. Es ist die reale Biografie einer außergewöhnlichen Frau, die im 19. Jahrhundert zur Frauenrechtlerin wurde, damit sie Jus studieren und als Anwältin arbeiten konnte. Das besondere ist nicht nur ihre gegen Ende haarsträubend tragische Lebensgeschichte, sondern auch der literarische Stil des Buchs.
5 von 10 prägenden Büchern

5 von 10 prägenden Büchern

  1. Marlen Haushofer: Die Wand
    Ich habe das Buch zum ersten Mal vor ein paar Jahren gelesen. Es war Hochsommer, und nachts vor dem Einschlafen begann ich mich vor der Atmosphäre im Buch zu fürchten. Deshalb habe ich es nur bei Sonnenschein tagsüber gelesen. Am stärksten ist mir der Moment in Erinnerung geblieben, als sich die Protagonistin im Spiegel ansieht – ihr vom Wetter und den Entbehrungen geprägtes Gesicht, das mittlerweile geschlechtslos wirkt. Sie fragt sich, was eigentlich das Geschlecht und Schönheit definiert, wenn es außer ihr selbst keinen anderen Menschen auf der Welt mehr gibt, ihr Aussehen und Frausein zu reflektieren.
  1. Georg Büchner: Woyzeck
    Im Schulunterricht haben wir das irritierende Märchen aus dem Stück gelesen. Später war ich dann Regieassistentin bei zwei verschiedenen Woyzeck-Inszenierungen, und letzten November habe ich an einer Podiumsdiskussion zu zwei Woyzeck-Verfilmungen teilgenommen. Dieser Text gehört zu mir. Hier das prägendste Zitat: „Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einen, wenn man hinabsieht.“ Es gibt wenige Sätze, die ich einfach so unterschreiben würde wie diesen.
  1. Art Spiegelmann: Maus
    Vor einiger Zeit habe ich Art Spiegelmanns Maus in der Graphic Novel Abteilung in meiner Bücherei entdeckt, und darüber generell das Genre Graphic Novel. Dass ich mich vorher nicht sehr für Comics und Graphic Novels interessiert habe, liegt daran, dass ich den klassischen amerikanischen Stil von Marvel und DC im Kopf hatte, und den mag ich nicht. Maus war mein Game Changer – ich habe dadurch einen Kosmos an ZeichnerInnen und AutorInnen entdeckt, die Geschichten ganz anders visualisieren.
  1. Peter Hall und Stefan Sagmeister: Sagmeister: Made you Look
    Graphic Design und vor allem Illustration würde ich als mein Hobby bezeichnen, wenn ich das Wort Hobby nicht so schrecklich fände. Dieses Buch über die Arbeiten von Stefan Sagmeister hat mir gezeigt, was es heißen kann, outside the box zu denken, und dass es kaum Grenzen gibt, was kreatives Gestalten betrifft. Außerdem mag ich seinen TED Talk.
  1. David Mamet: Die Kunst der Filmregie
    Wundert ihr euch schon, dass hier kein einziges Buch über das Drehbuchschreiben und Filmdramaturgie steht? Schließlich ist Storytelling ja meine große Leidenschaft. Naja, es ist so: Die meisten der Drehbuchschreibbücher finde ich langweilig umgesetzt. Oder ich kann mit dem handwerklichen Zugang zu wenig anfangen. Es gibt aber ein Buch, das für mich heraussticht, und das ist dieses. Es ist die sehr lebendig und schnell zu lesende Niederschrift des Dialogs des Autors und Regisseurs David Mement mit seinen StudentInnen. Lasst euch nicht vom Titel verwirren, man lernt hier unglaublich viel über das Schreiben. Und über das Regieführen. Und über den Filmschnitt. Große Empfehlung.

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